Sonntag, 3. April 2016

Christopher Morley „Das Haus der vergessenen Bücher“

Die Fortsetzung des Romans „Eine Buchhandlung auf Reisen“ erzählt natürlich auch von Büchern und von der Liebe zur Literatur. Auch hier begegnen sich zwei Menschen, die einander mehr und mehr bedeuten. Der Parnassus, die fahrende Buchhandlung ist sesshaft geworden und zwar in Brooklyn, New York. Das Ganze ist dieses Mal mit einer Spionagegeschichte verwoben. Diese entwickelt gegen Ende des Romans einige Spannung, aber irgendwie wirkte alles aus meiner Sicht eher harmlos. Ja, es geschieht viel, ja, es ist spannend. Aber ich hatte als Leser nie den geringsten Zweifel, dass am Ende alles gut wird. Ich bangte nicht um die Figuren… das muss ja auch nicht sein… und ja, es ist auch lange nicht klar, was da eigentlich passiert, was z.B. das Verschwinden eines Buches zu bedeuten hat. 
Dieser Roman ist also durchaus in die Kategorie „Krimi“ einzuordnen. Aber jemandem, der gern Krimis liest, würde ich dieses Buch sicher nicht empfehlen… Warum nicht? Ich habe lange darüber nachgedacht und finde kein anders Wort dafür als „naiv“. Die Geschichte wirkt naiv. Vielleicht liegt es an der Art, wie Morley erzählt… Jedenfalls ist auch dieses Buch, wie schon "Eine Buchhandlung auf Reisen", aus meiner Sicht eher eine Empfehlung für Menschen, die Bücher lieben, die Anregungen für Lektüre suchen (die findet man am Anfang sehr reichlich- nur wann das alles lesen? ;)) und die sich gern in das Brooklyn der Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts tragen lassen.

Harry Mulisch „Das Attentat“

Bereits 1982 erschien dieser Roman in den Niederlanden, 1986 dann in deutscher Sprache. Also wird der Eine oder Andere ihn bereits kennen. Ich bekam ihn wieder von meiner lieben, niederländischen Kollegin, die mir auch schon „Die Entdeckung des Himmels“ vom selben Autor schenkte. 
„Das Attentat“ ist ein vergleichsweise kurzer Roman, leichter zu lesen, weil der Autor nicht ganz so viele Querverbindungen in alle möglichen Richtungen zieht, wie in jenem anderen Buch, über das ich auch schon hier schrieb.
In „Das Attentat“ wird die Lebensgeschichte eines Menschen erzählt, der als kleiner Junge miterlebt, wie sein Elternhaus von den deutschen Besatzern abgebrannt wird. In einem Moment sitzt die Familie noch um den Tisch und spielt ein Würfelspiel und im nächsten steht das Haus in Flammen und seine Eltern und sein Bruder sind verschwunden. Er weint nicht. Er ist ganz still. Und irgendwie hat man das Gefühl, dass er in dieser Stille, sein Leben lang verharrt.