Bereits
1982 erschien dieser Roman in den Niederlanden, 1986 dann in deutscher Sprache.
Also wird der Eine oder Andere ihn bereits kennen. Ich bekam ihn wieder von
meiner lieben, niederländischen Kollegin, die mir auch schon „Die Entdeckung
des Himmels“ vom selben Autor schenkte.
„Das
Attentat“ ist ein vergleichsweise kurzer Roman, leichter zu lesen, weil der
Autor nicht ganz so viele Querverbindungen in alle möglichen Richtungen zieht,
wie in jenem anderen Buch, über das ich auch schon hier schrieb.
In „Das
Attentat“ wird die Lebensgeschichte eines Menschen erzählt, der als kleiner
Junge miterlebt, wie sein Elternhaus von den deutschen Besatzern abgebrannt
wird. In einem Moment sitzt die Familie noch um den Tisch und spielt ein
Würfelspiel und im nächsten steht das Haus in Flammen und seine Eltern und sein
Bruder sind verschwunden. Er weint nicht. Er ist ganz still. Und irgendwie hat
man das Gefühl, dass er in dieser Stille, sein Leben lang verharrt.
Dieser
Mann wirkt auf mich fast gestaltlos, vom Winde verweht… so als würde er
jederzeit mit dem Schlimmsten rechnen. Harry Mulisch hat es geschafft, mit
diesem Roman etwas deutlich zu machen, was vermutlich viel verbreiteter ist als
Hass und Wut auf diejenigen, die damals, auch noch in den letzten Kriegstagen,
furchtbare Verbrechen begingen: die innere Emigration. Ja, diese Menschen leben
ihr Leben, sie heiraten, ziehen Kinder groß, lassen sich wieder scheiden,
heiraten erneut. Sie nehmen am gesellschaftlichen Leben teil, gehen in
Konzerte, besuchen Freunde… aber sie haben in sich einen Teil von sich
eingesperrt. Sie sind nirgendwo ganz dabei, da dieser Teil in ihnen nicht
teilnimmt. Es ist der Schutzreflex eines Kindes, um nicht an dem Schmerz zu
zerbrechen, der dazu führt, dass intensive Emotionen niemals wieder zugelassen
werden.
Faszinierend
war für mich, wie Mulisch das darstellt und befriedigend, dass er nach und nach
doch noch erklärt, wie alles zusammenhing damals, im Januar 1945. Hat man die
ganze Zeit das Verhalten der Nachbarn in jener Nacht nicht verstanden, gerät
man ganz am Ende ernsthaft ins Grübeln, wie man selbst sich verhalten hätte.
Die Grausamkeit dieser Zeit ist wohl von uns, die wir nie in solch elementare
Situationen gerieten, niemals in ihrem ganzen Ausmaß nachzuvollziehen.
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