Manchmal
frage ich mich, warum es bestimmte Bücher auf die Bestsellerlisten schaffen, z.B.
dieses von Houellebecq. Ich hatte früher schon versucht, Bücher von ihm zu
lesen und habe sie stets beiseite gelegt, weil mir die ausführliche Darstellung
der pessimistischen Lebenshaltung der Protagonisten zu anstrengend war.
Dieses
las ich zu Ende, weil es so viel Aufregung in den Medien nach Erscheinen gab.
Allerdings konnte ich nicht finden, was viele Kritiker meinten dort beschrieben
zu sehen.
Auf
dem Buchrücken heißt es u.a. „Schonungslos und mit großer erzählerischer Kraft
zeigt Michel Houellebecq in seinem bislang wohl kontroversesten Roman, wie sich
Menschen freiwillig in ein System fügen, das alle Grundwerte der westlichen
Welt verneint.“
Menschen? Männliche Hochschullehrer wäre richtiger! Denn
Houellebecq zeigt in diesem Roman ausschließlich, dass nach und nach einige
Hochschullehrer zum Islam konvertieren, angetan davon, dann doch noch eine Frau
oder gar mehrere zu finden. Frauen, die ihnen dienen werden, weil sie in der
neuen Gesellschaft diese und nur diese Rolle haben. Aber sonst? Welche
Grundwerte werden noch verneint? Beschreibt er weitere gesellschaftliche
Bereiche? Beschreibt er, wie die Frauen mit der neuen Gesellschaft klar kommen?
Stößt der Protagonist auf andere Schwierigkeiten als die, die er zuvor schon
hatte? Nein. Es geht lediglich um das armselige Leben des Hochschullehrers François,
der zu keiner Zeit Glück empfindet (klar: seine Kindheit war auch ein
Desaster!), aber nun nach dem Sieg der muslimischen Partei bei demokratischen Wahlen, doch endlich einen Funken Hoffnung hat, da er sich als Moslem eine
Frau (oder auch mehrere) über eine Heiratsvermittlerin wird aussuchen können.
Was
also hat die Diskussion bei Erscheinen dieses Buches so hitzig werden lassen? Die Tatsache, dass jemand das Gedankenexperiment wagt, nicht eine rechte sondern eine muslimische Partei könnte die Wahl gewinnen? Und es so darstellt, dass alle, die dies jetzt als schrecklich beschwören, sich schließlich (auch) diesem System andienen, ja es sogar als für sich vorteilhaft empfinden würden? Das ist aus meiner Sicht nicht besonders aufregend, sondern vorhersehbar, weil menschlich.
Dieses Buch gehört jedenfalls nicht zu den Büchern, die ich
weiterempfehlen würde. Auch Schonungslosigkeit oder große erzählerische Kraft
konnte ich beim Lesen nicht empfinden. Eher hatte ich an manchen Stellen das Gefühl ein pornografisches Buch in der Hand zu halten.