Mittwoch, 10. Juli 2019

Felicity H. McCoy „Die Bücherei am Ende der Welt“

Irland, ein altes Cottage, ein kleiner Ort, eine weitläufige Gegend- das Ende der Welt eben.
Eine Frau, die nach ihrer Scheidung mit ihrer Tochter aus London ins heimatliche Irland und sogar ins Haus ihrer Eltern zurückkehrt. Die Geschichte beginnt, als die Tochter schon aus dem Haus ist, während die Mutter weiterhin im Haus ihrer Mutter lebt. Sie arbeitet in der Bibliothek einer Kleinstadt. Eine abgeschlossene Ausbildung hat sie nicht, da sie früh geheiratet hat, für Ehe, Hausbau und Mutterschaft sowie die Karriere ihres Mannes ihre eigenen Berufswünsche aufgab. Als sie die Untreue ihres Mannes entdeckt, ist die Tochter ein Teenager und für sie scheinbar alles zu spät. Sie ist froh über die Stelle als Bibliothekarin, auch wenn sie grundsätzlich mit ihrem Leben hadert und das auch ausstrahlt. 
Sie hatte bei der Scheidung von ihrem Mann auf alles verzichtet. Bloß weg! Einen Schlussstrich ziehen! Nun, genervt vom Zusammenleben mit ihrer Mutter, erinnert sie sich daran, dass eine Tante ihr ein kleines Cottage vererbt hatte. Sie beschließt, ihren Ex- Mann um finanzielle Unterstützung zu bitten, um das Haus bewohnbar zu machen. 
Soweit der Ausgangspunkt. Dann geschieht, was in ländlichen Gegenden so typisch ist. Geld geht dahin, wo schon viel Geld ist. Die Regionalverwaltung stellt ein Konzept vor, wie das Geld eingesetzt werden soll. Zum Schein sollen die Bürger einbezogen werden. Doch im Grunde würde das Geld nicht der Gegend, sondern nur zwei Städten zugutekommen. Und eigentlich ist sowieso schon alles entschieden. Hanna ist zunächst unbeteiligt, aber durch ihren jungen Mitarbeiter und die Erkenntnis, dass sie sich endlich mal zur Wehr setzen muss, sich nicht immer treiben lassen und von anderen an der Nase herumführen lassen sollte, beginnt sie, sich zu engagieren.
Letztlich zeigt diese Geschichte, dass man doch viel tun kann, wenn man sich engagiert, wenn man die Leute um sich herum aktiviert, motiviert und aufzeigt, was möglich ist. Die Gemeinschaft ist nicht einfach, aber sie kann, wenn man Ideale hat, wenn man Zuversicht entwickelt und sich einbringt, ganz viel Positives bewirken und enorme Kräfte entfalten. 
Dies ist ein Buch, das zeigt, wie man auch in den ländlichen Gegenden, in denen so wenig Zuversicht herrscht, so viel bewegen kann und wie man aus einer solchen Aktivität auch viel für sein eignes Wohlbefinden gewinnen kann.

Katarina Bivald „Ein Buchladen zum Verlieben“

So richtig Ferien-/ Urlaubslektüre. Was zum Träumen. Da hat eine junge schwedische Buchhändlerin, Sara, eine Brieffreundschaft zu einer älteren amerikanischen Dame, Amy. Wie diese Brieffreundschaft zustande kam, wird nicht erzählt, ist aber letztlich auch nicht wichtig. Entscheidend ist, was daraus wird. Die Buchhandlung, in der Sara arbeitet, wird geschlossen und Sara beschließt, Amys Einladung nach Amerika zu folgen. Nur vier Wochen Urlaub und dann sehen, was sie weiter tun wird. Aber als sie in dem kleinen Ort in Iowa, Broken Wheel, ankommt, ist Amy verstorben und Sara weiß nicht so recht, was sie dort soll.
Da sie nichts weiter zu tun hat und ja Geld für die Reise gespart hatte, beschließt sie, ihren Urlaub zu genießen und sich durch Amis Bibliothek zu lesen.
Doch die Menschen in dem sehr kleinen Ort haben ihre Pläne mit ihr.
Da Sara zwar viel liest und darum nie Langeweile hat, letztlich aber auch irgendetwas tun will, eröffnet sie mit Amys Büchern eine Buchhandlung in dem Ort, in dem es sonst kaum etwas gibt. Sie beschließt, den Menschen die Faszination, die von Büchern ausgehen kann, nahezubringen. Und das gelingt ihr. 
Schließlich heiratet sie und bleibt dort… ja, ein bisschen kitschig vielleicht, aber doch für alle Leseratten eine genussvolle Lektüre. 

Elisabeth Graver „Die Sommer der Porters“


Die Autorin sagte mir gar nichts und doch nahm ich das Buch mit auf meine Reise nach Frankreich. Es versprach Familiengeschichte über 60 Jahre und das interessiert mich immer.
Es geht um eine wohlhabende Familie in Massachusetts, die ein Sommerhaus auf einer felsigen Halbinsel besitzt. Dort verbringen sie ihre Sommermonate. Als die Kinder größer werden, werden neue Häuser gebaut und egal wie gut man sich versteht- die Sommer in Ashaunt- so der Name der fiktiven Halbinsel- sind jedem Einzelnen wichtig und es ist völlig klar, dass man den Sommer dort verbringt. 
Es ist ein anderes Leben dort, frei von Zwängen, naturverbunden und doch nicht ohne die gewohnten Annehmlichkeiten.
Elisabeth Graver lässt einige Charaktere besonders zu Wort kommen: eines der schottischen Kindermädchen (Bea), eine der Töchter (Helen), deren Sohn (Charlie). Aus ihrer Sicht schildern sie das Leben auf Ashaunt, ihre Schwierigkeiten mit dem Leben dort und im Allgemeinen. Aber auch die Liebe zu den Menschen, zum Sommersitz, zum Leben. 
Die Autorin wählt unterschiedliche Schreibweisen: erzählend aus Beas Sicht ohne sie als Ich- Erzählerin zu gestalten, Helen in Briefen und dann, ein paar Kapitel später ihre Sicht schildernd, Charlie ebenfalls als Hauptfigur über viele Seiten mit seiner Sicht auf sein Leben und das Verhältnis zu seiner Mutter und den Sommersitz.
Zwischenzeitlich schiebt sie Absätze ein, in denen zusammengefasst wird, was in den folgenden Jahren geschieht/ geschehen wird, so dass Fragen, die sich einem zu der einen oder anderen Person stellen, doch noch beantwortet werden.