Paris zu Beginn der
sechziger Jahre. Ein Café namens Condé. Eine Gruppe Bohémiens. Louki, die auch
Jaqueline heißt. Der Mann mit der Wildlederjacke, der sich Roland nennt.
Neutrale Zonen. Schwarze Löcher. Eine Straße mit Wohnungen für Verschollene. Eine
Frau, die Totenkopf genannt wird…
Vieles an diesem Buch
ist mystisch. Es fesselt nicht. Es plätschert wie Wellen bei Windstille am
Strand. Unaufhaltsam. Rätselhaft. Ich las immer weiter. Einen Sog entwickelte
es also doch. Wie jene sanften Wellen am Strand auch ihren sanften Sog ausüben.
Viele Straßennamen
werden genannt. Namen von Cafés, von Restaurants. Ich bekam Lust, mit diesem Buch
in der Hand, mich über einen Stadtplan zu beugen und die Wege nachzuzeichnen,
die Modiano seine Figuren gehen lässt. Oder nach Paris zu reisen, um selbst diese Wege entlangzuschlendern.
Ein Mann, den sie im
Condé Capitaine nannten, schrieb in ein Buch jeden Abend die Namen der Gäste.
Er meinte, in einer großen Stadt brauche man Fixpunkte und wenn man aufschrieb
wo wer sich wann befand, dann würde man solche Fixpunkte schaffen. Diese Idee
gefiel mir.
Angst vor Vergessen.
Angst vor Anonymität. Angst verloren zu gehen. Angst gefunden zu werden. Angst erkannt zu werden. Angst
vor den Geistern der Erinnerung. Alles gleichzeitig.
Dann solche Sätze: „…ein
weißes Licht, das die Stille noch verstärkte.“
Es ist ein Buch, das
melancholisch stimmt. Kein fesselnder oder mitreißender Roman. Eher ein
langsamer Spaziergang durch die menschliche Seele vor der Kulisse des Paris der
sechziger Jahre.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich immer über Nachrichten/ Kommentare und daraus entstehenden Austausch :)