Der Engelsbaum taucht
in diesem Roman im Grunde nur ein einziges Mal auf. Er wird am Grab eines
kleinen Jungen gepflanzt und von seiner Zwillingsschwester „Engelsbaum“
genannt. Sie glaubt, ihren Bruder in den Zweigen des Baumes zu sehen. Es
scheint für die Dreijährige ein Trost zu sein, zu wissen, dass ihr geliebter
Bruder noch da ist, wenn auch nicht mehr so wie zuvor.
Zunächst verstand ich
nicht, warum Lucinda Riley das Buch nach diesem Baum benannt hat, aber im Laufe
der Geschichte wird der Zusammenhang deutlich, zunächst subtil, dann immer
offensichtlicher, bis es einem mit voller Dramatik klar wird. Würde ich das
hier erklären, nähme ich die Spannung des Buches vorweg, weshalb diese
Andeutungen genügen müssen.
Das Buch erzählt die Lebensgeschichte
jenes kleinen Mädchens, Cheska, seiner Mutter Greta und deren Freund aus jungen
Jahren, David. David und Greta lernen sich in einem Varieté- Theater in London
am Ende des zweiten Weltkrieges kennen. Sie mögen einander und David hilft
Greta ein Leben lang immer wieder in schwierigen Situationen. Er begleitet und
unterstützt sie auch zuverlässig, als sie aufgrund eines Unfalls das Gedächtnis
verliert. Vierzig Jahre lang ist er ihr bester Freund…
Gretas
Erinnerungsvermögen kehrt nach und nach zurück, als sie das Herrenhaus, in dem
sie ihre Kinder zur Welt brachte, nach etwa vierzig Jahren erstmals wieder
betritt. Auslöser für die wiederkehrende Erinnerung ist, dass Greta während
eines Spazierganges das Grab ihres Sohnes im Wald des Anwesens entdeckt. Des
Sohnes, von dem sie so viele Jahre nichts mehr wusste. Sie bittet David, ihr
beim Erinnern zu helfen und ihr zu erzählen, was war, bevor sie das Gedächtnis
verlor und auch das, was in den letzten Jahren geschah, was aber von ihr
ferngehalten wurde, weil man befürchtete, dass sie es nicht verkraften würde. Es
ist hart für sie, aber endlich hat sie wieder Bilder in ihrem Kopf, tauchen
eigene Erinnerungen auf, als David ihr ihre Lebensgeschichte mit allen schönen
und hässlichen Seiten erzählt.
Ich habe an vielen
Stellen mit dem Kopf geschüttelt, weil ich das Verhalten der Protagonisten
nicht nachvollziehen konnte. Aber so ist das eben: zum Einen sind Menschen
unterschiedlich und zum anderen verhält man sich in Situationen, in denen man
emotional beteiligt ist, nicht immer so, wie man es als Außenstehender tun
würde, wie man es im Nachhinein selbst tun würde… wer hat das nicht schon
erlebt?
Und so kann ich
abschließend nur sagen, dass ich das Buch unbedingt all denen empfehlen kann,
die gern eintauchen in solche Romane, die Lebensgeschichten spannend erzählen,
weil diese immer auch den eigenen Blick erweitern und manchmal sogar dazu
führen, mehr Verständnis für Menschen aus dem persönlichen Umfeld zu entwickeln.
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