Montag, 27. Juli 2015

Lucinda Riley „Der Engelsbaum“

Der Engelsbaum taucht in diesem Roman im Grunde nur ein einziges Mal auf. Er wird am Grab eines kleinen Jungen gepflanzt und von seiner Zwillingsschwester „Engelsbaum“ genannt. Sie glaubt, ihren Bruder in den Zweigen des Baumes zu sehen. Es scheint für die Dreijährige ein Trost zu sein, zu wissen, dass ihr geliebter Bruder noch da ist, wenn auch nicht mehr so wie zuvor.
Zunächst verstand ich nicht, warum Lucinda Riley das Buch nach diesem Baum benannt hat, aber im Laufe der Geschichte wird der Zusammenhang deutlich, zunächst subtil, dann immer offensichtlicher, bis es einem mit voller Dramatik klar wird. Würde ich das hier erklären, nähme ich die Spannung des Buches vorweg, weshalb diese Andeutungen genügen müssen.
Das Buch erzählt die Lebensgeschichte jenes kleinen Mädchens, Cheska, seiner Mutter Greta und deren Freund aus jungen Jahren, David. David und Greta lernen sich in einem Varieté- Theater in London am Ende des zweiten Weltkrieges kennen. Sie mögen einander und David hilft Greta ein Leben lang immer wieder in schwierigen Situationen. Er begleitet und unterstützt sie auch zuverlässig, als sie aufgrund eines Unfalls das Gedächtnis verliert. Vierzig Jahre lang ist er ihr bester Freund…
Gretas Erinnerungsvermögen kehrt nach und nach zurück, als sie das Herrenhaus, in dem sie ihre Kinder zur Welt brachte, nach etwa vierzig Jahren erstmals wieder betritt. Auslöser für die wiederkehrende Erinnerung ist, dass Greta während eines Spazierganges das Grab ihres Sohnes im Wald des Anwesens entdeckt. Des Sohnes, von dem sie so viele Jahre nichts mehr wusste. Sie bittet David, ihr beim Erinnern zu helfen und ihr zu erzählen, was war, bevor sie das Gedächtnis verlor und auch das, was in den letzten Jahren geschah, was aber von ihr ferngehalten wurde, weil man befürchtete, dass sie es nicht verkraften würde. Es ist hart für sie, aber endlich hat sie wieder Bilder in ihrem Kopf, tauchen eigene Erinnerungen auf, als David ihr ihre Lebensgeschichte mit allen schönen und hässlichen Seiten erzählt.

Ich habe an vielen Stellen mit dem Kopf geschüttelt, weil ich das Verhalten der Protagonisten nicht nachvollziehen konnte. Aber so ist das eben: zum Einen sind Menschen unterschiedlich und zum anderen verhält man sich in Situationen, in denen man emotional beteiligt ist, nicht immer so, wie man es als Außenstehender tun würde, wie man es im Nachhinein selbst tun würde… wer hat das nicht schon erlebt?

Und so kann ich abschließend nur sagen, dass ich das Buch unbedingt all denen empfehlen kann, die gern eintauchen in solche Romane, die Lebensgeschichten spannend erzählen, weil diese immer auch den eigenen Blick erweitern und manchmal sogar dazu führen, mehr Verständnis für Menschen aus dem persönlichen Umfeld zu entwickeln.

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