Den Titel „Honigtod“ fand
ich eigenartig. Hanni Münzer erklärt ihn in ihrem Nachwort zum Roman so (Zitat):
„Ich wählte ihn, weil
aus Honig der Trank der Götter bereitet wird: Met. Met(h) ist das hebräische
Wort für ‚tot‘. Auch ist das Schicksal der Bienen eng mit dem des Menschen
verknüpft. ‚Wenn die Biene stirbt, hat der Mensch noch vier Jahre zu leben.‘ Der
Satz stammt von einem sehr weisen Menschen: Albert Einstein.“
Nun ja… so wirklich
hat mir diese Erklärung auch nicht weitergeholfen, aber vielleicht gelingt mir
ja, es zu verstehen, wenn ich beschreibe, worum es in dem Buch geht:
Es gibt zwei
Erzählebenen. Einmal die heutige Zeit, in der die Rahmenhandlung spielt. Und
dann die Zeit des dritten Reichs in Deutschland. Diese Erzählung macht den
größten Teil des Romans aus. Die Rahmenhandlung ist aus meiner Sicht ein wenig
flach. Sie dient dazu, eine Verbindung zwischen den Menschen heute und damals
herzustellen. Klar, wir alle haben unsere Vergangenheit und das, was in
Familien einst geschah, wirkt oft über Generationen hinweg. Das Ende dieser
Geschichte erscheint mir jedoch etwas unwahrscheinlich in dieser
Geschwindigkeit, in der die Autorin hier Heilung geschehen lässt.
Jahrzehntelang gelernte und gelebte Verhaltensweisen legt man nicht einfach ab,
nur weil man erkennt, wo sie ihren Ursprung haben. Insofern fand ich den Rahmen
etwas kurz und vor allem sein Ende etwas… mhm, wie soll ich sagen? Vielleicht
trifft es das: es ist ein Happy End, wie es in der Realität wohl sehr
unwahrscheinlich ist.
Die zweite Ebene, die Geschichte
einer Familie zwischen 1923 und 1945 ist dagegen sehr glaubhaft beschrieben.
Glaubhaft liebevoll wie auch grausam.
Der Familienvater ist
ein jüdischer Arzt. Die Mutter eine bekannte deutsche Opernsängerin. Die
Tochter begabte Musikerin wie ihre Mutter, der kleine Bruder ist ein
aufgeweckter Junge, der seinem Vater viele Fragen stellt und sehr weise wie
liebevolle Antworten erhält. Es geht ihnen gut in ihrem Haus am
Prinzregentplatz in München. Die Haushälterin Ottilie ist bayrisches Urgestein,
liebt ihre Arbeit und hat jedes einzelne Familienmitglied in ihr großes Herz
geschlossen.
Viel zu spät
entscheidet sich die Familie, Deutschland zu verlassen. Was daraus für die
einzelnen Mitglieder der Familie folgt, ist so unfassbar, wie viele
Geschichten, die diese Zeit hervorgebracht hat. Der Vater Jude, die Kinder
demzufolge Halbjuden und der kleine Junge auch noch wegen einer angeborenen
Anomalie an einem Bein körperlich eingeschränkt. Keine guten Voraussetzungen,
um in dieser Zeit zu überleben.
Nicht alle
Familienmitglieder erleben das Ende dieses Grauens. Und nicht alle, die es erleben,
sind glücklich darüber.
Was hat es nun mit dem
Honig und dem Tod bzw. mit dieser Zusammensetzung der beiden Wörter auf sich?
- Das Leben ist süß,
wie der Honig, aber der Tod gehört dazu, ist in jedem
Leben
enthalten?
- Wenn man versucht einen Teil
der Natur zu tilgen, wie die Nazis
das mit den
Juden taten, dann stirbt auch alles andere? Alle
Menschlichkeit?
- Oder hat die Autorin
einfach das Gleichnis gereizt, das nur durch das
(h)am Ende des jüdischen Wortes für Tod zu einem
rechtschreiblichen
Unterschied zwischen den beiden Wörtern führt, zu dieser
Zusammensetzung
veranlasst?
Vielleicht ist es von
allem etwas. Vielleicht sollte ich Hanni Münzer einmal danach fragen?
Auf jeden Fall ist es
ein spannendes, berührendes und damit lesenswertes Buch, das ich allen empfehlen kann, die sich für diesen Teil
der deutschen Geschichte interessieren.
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