Donnerstag, 13. August 2015

Annette Dutton „Das geheime Versprechen“

In diesem Buch behandelt Annette Dutton verschiedene Themen: 
- Verschickung jüdischer Kinder 1938/ 39 aus Deutschland nach England, 
- die Situation für die Menschen in England während des zweiten
  Weltkrieges, 
- aber auch die Verschickung englischer Kinder nach Australien. 
- Darüber hinaus geht es auch um die Aktionen der 1944 gegründeten 
  Jüdischen Brigade, in der Juden aus Palästina für die Britische Armee 
  gegen Deutschland kämpften. Angehörige dieser jüdischen Brigade übten 
  nach 1945 über viele Jahre auch Rache an Nazi- Verbrechern.

Der Titel des Buches bezieht sich vor allem auf das Versprechen, das die 14jährige Leah bei der Ankunft in England einem mitreisenden Jungen ihres Alters macht. Sie ist eine Privilegierte auf dieser Reise. Ihre Eltern konnten bereits vor Leahs Abreise eine Familie in England finden, die ihre Tochter aufnehmen würde. Nicht so Michael. Er gehört zu denen, die darauf hoffen müssen, eine Familie zu finden nach ihrer Ankunft. Michael nimmt Leah das Versprechen ab, dass sie versuchen würde, ihre Pflegeeltern dazu zu bewegen, nicht nur Leahs sondern auch Michaels Eltern nach England zu holen. Über diesen Pakt, dieses geheime Versprechen, das sie ihm gibt, soll niemand etwas erfahren.

Nach der Lektüre des Buches dachte ich: es gibt noch mehr als nur dieses klar benannte „geheime Versprechen“. Die Verschickung selbst wirkt aus meiner Sicht schon wie ein Versprechen: Ihr werdet leben! Dass dieses Leben oft mit extremen Belastungen, mit physischem, emotionalem und sexuellem Missbrauch verbunden war, ahnte bei der Abreise niemand. Dass viele jüdische Kinder in England nach Ausbruch des zweiten Weltkrieges vor allem als Deutsche und damit als Feinde angesehen wurden, hätte sich ebenfalls niemand vorstellen können oder wollen.
Auch die Verschickung der englischen Kinder war mit einem Versprechen verbunden: sie würden es in Australien besser haben. Ob den Organisatoren dieser Verschickung von Anfang an klar war, dass diesen Kinder in Australien die Kindheit gestohlen wurde, dass sie in vielfältiger Weise missbraucht würden, wobei der Missbrauch als billige Arbeitskräfte noch der geringste war?

Mit der Gründung der Jüdischen Brigade in der britischen Armee war meiner Meinung nach ebenfalls ein geheimes Versprechen verbunden. Wenn die Juden aus Palästina sich bewähren würden, dann hätten sie unter Umständen ein Druckmittel in der Hand, mit dem die Briten oder gar die internationale Gemeinschaft dazu gebracht werden konnte, dafür zu sorgen, dass den Juden Land für einen eigenen Staat Israel zur Verfügung gestellt würde.

Insofern ist der Titel dieses Buches meiner Meinung nach in mehrfacher Hinsicht sehr treffend gewählt.
Außerdem liest sich das Buch sehr gut. Die Sichtwechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit bewahren die Spannung. Zeitungsberichte und Briefe, die zwischen den Kapiteln stehen, geben immer nur einen kleinen Einblick in das, was früher geschah. Wie ein Puzzle setzt sich erst nach und nach die Geschichte zusammen.

Ich habe vieles von dem, was in diesem Buch thematisiert wird, nicht gewusst und erst hinterher noch im Netz darüber recherchiert.
Diejenigen meiner Leser, die ebenfalls mehr über die Hintergründe dieser Themen erfahren möchten, können, wenn sie wollen, folgende Links dafür nutzen:







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