Samstag, 22. August 2015

Lori Nelson Spielman „Nur einen Horizont entfernt“

Die Fernsehmoderatorin Hannah Farr hat gerade schlechte Quoten mit ihrer Morgensendung und passenderweise taucht zu dieser Zeit im Sender eine zehn Jahre jüngere Konkurrentin auf. Aber das genügt natürlich noch nicht.
Wie auch schon in „Morgen kommt ein neuer Himmel“ legt Lori Nelson Spielman ihrer vierunddreißigjährigen Protagonistin so viele Stolpersteine in den gerade noch ebenen Weg, dass sie gezwungen ist, über ihr Leben, ihre Ziele und Werte ernsthaft nachzudenken und sie schließlich zu verändern.
In diesem Buch ist es nicht die Mutter, die diesen Prozess anstößt, sondern eine ehemalige Mitschülerin, die Hannah damals an der Schule übel mitspielte. Diese Frau hat mittlerweile ein Buch geschrieben, in dem sie die von ihr entwickelte Idee der Vergebungssteine beschreibt. Auch Hannah hat einen solchen Stein von ihr bekommen. Dabei lag ein Brief, in dem sich ihre ehemalige Mitschülerin für ihr schreckliches Verhalten während der Schulzeit entschuldigt. 

Mir hat diese Geschichte nicht so gut gefallen, wie „Morgen kommt ein neuer Himmel“. Manches wirkte auf mich zu sehr konstruiert, zu unwahrscheinlich. Man ist ja bei Romanen schon auch gern in einer Welt der „Wunder“. Aber für meinen Geschmack müssen sie zumindest einen Hauch von Möglichkeit haben. Aber das ist sicher Geschmackssache. Unbefriedigend (und ebenfalls unwahrscheinlich) empfand ich auch den Schluss des Buches.
Vielleicht liegt das auch daran, dass ich mir Vergebung in dem Ausmaß, wie sie in diesem Roman an manchen Stellen beschrieben wird, nicht wirklich vorstellen kann. Manche Wunden sind einfach zu tief und demjenigen, der sie einem zufügte, zu vergeben, ist schwerer als es im Roman teilweise dargestellt wird. Manche Narben bleiben. Und sie schmerzen immer wieder. Wobei ich nicht sagen will, dass Vergebung nicht möglich ist. Vor allem in Fällen, in denen es Missverständnisse gab, in denen der „Verletzte“ selbst einen Anteil am Entstehen seiner Wunde hatte oder die Wunden nicht so tief gingen, mit der Unvernunft der Jugend erklärt werden können oder oder oder…
Sicher ist es immer gut, nach einiger Zeit noch einmal zu schauen, ob man nicht doch vergeben kann. Der Blick hat sich geändert, die Einstellung und/ oder das, was man einst so furchtbar verletzend fand, erscheint einem gar nicht mehr so furchtbar. Darüber nachzudenken, lohnt also sicherlich, auch wenn das Ergebnis dann nicht immer zwangsläufig Vergebung sein muss/ kann.

Die Idee der Vergebungssteine finde ich grundsätzlich interessant, auch wenn ich andere Wege gehen würde, wenn ich jemanden um Vergebung bitten wollte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Ich freue mich immer über Nachrichten/ Kommentare und daraus entstehenden Austausch :)