Dienstag, 23. Februar 2016

Abbas Khider "Brief in die Auberginenrepublik"

Ich begann dieses Buch mit der Zuversicht zu lesen, dass Salims Brief aus Libyen Samia im Irak erreichen werde. Unter ungewöhnlichen Umständen, nicht auf dem normalen Postweg, aber er würde sie erreichen. Nach der Hälfte des Buches jedoch begann diese Hoffnung zu schwinden. Wie es ausgeht, will ich hier nicht verraten, sonst lohnt sich für manchen vielleicht die Lektüre nicht mehr.
Was Abbas Khider in diesem Buch (wieder) gelingt, ist die Beschreibung des Lebens der Menschen und das Halten der Spannung der Geschichte bis zur letzten Seite.
Er beginnt mit einer mystischen Geschichte davon, dass die Erde oval wie ein Ei sei und still stehe, weil sie auf die Hörner eines Ochsen gespießt sei. Die Menschen auf dieser Erde sind, je nachdem, wie der Ochse steht, im Dunklen oder im Licht. Sie leben also entweder in Frieden und Wohlstand oder in Armut und Krieg. Immer im Wechsel, mal die einen, mal die anderen. Doch seit geraumer Zeit scheint der Ochse erstarrt, denn die Länder im Osten leben schon sehr lange in jener Dunkelheit und die im Westen im Licht.

Und um Länder in jenem Osten geht es, um Länder, in denen die Menschen sich nicht trauen, Briefe mit der Post zu schicken, weil allein der Erhalt eines Briefes von einem Ausgewanderten, den Zurückgebliebenen ins Gefängnis bringen könnte. Es herrschen Willkür, Vetternwirtschaft, bittere Armut und unkalkulierbare Gewalt. Es erstaunt, wie Menschen es schaffen, in dieser Umgebung Lebenslust zu empfinden, immer wieder Hoffnung zu schöpfen… Wenn ich mir angesichts dessen überlege, worüber manch einer hier manchmal stöhnt oder sich beschwert, dann frage ich mich, was jener täte, wenn er in einer Welt leben würde wie der, die Abbas Khider in diesem Buch beschreibt.


Es ist dennoch kein Buch, das einen verzweifelt zurücklässt. Eher eines, das zeigt- und das ist der Verdienst des Autors- dass es immer Hoffnung gibt und dass diese Hoffnung das Gefühl ist, das Menschen helfen kann, zu überleben.

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