Mittwoch, 30. März 2016

Judith Herrmann „Aller Liebe Anfang“

„Draußen vor der Küche zieht ein Arbeiter entschuldigend eine Plane aus Plastik vor das Fenster, er schaut in die Küche hinein wie in ein Aquarium, befremdet, interessiert zugleich. Das Haus, das Dermot und Julia nicht gehört ist alt, und es wird saniert und dann verkauft. Sie haben eine Frist bekommen, aber sie werden ausziehen müssen. Wenn es so weit ist, wird Dermot vielleicht schon alleine sein. Er wird die Dinge ihres gemeinsamen Lebens einpacken müssen, Bücher und Noten, vor allem Bücher und Noten, aber auch jede Menge Bilder, Zeichnungen, Fotos in Rahmen….“
Es sind Sätze wie diese, die mich immer wieder ein neues Buch von Judith Herrmann kaufen lassen. Sie beschreibt detailgenau, scheinbar emotionslos. Beschreibt eben. Berichtet von Leben. Aber genau diese, manchmal distanziert erscheinende Schreibart, fasziniert mich. Sie lässt mir Raum, eigene Emotionen zuzulassen, mich mit den Widersprüchen, die in mir aufsteigen, auseinanderzusetzen. Als Leserin bin ich ebenso Beobachterin, wie die Autorin es zu sein scheint. Sie lässt mir Freiheit beim Lesen. So scheint es mir jedenfalls.

Donnerstag, 24. März 2016

Veronica Roth „Die Bestimmung“

Eigentlich lese ich nicht gern Science Fiktion- Romane. Aber meine Tochter gab mir den ersten Teil der Trilogie „Die Bestimmung“ und meinte, ich müsse den lesen. Ich dachte: Naja, kann ich ja mal reinlesen. Und dann war ich doch gefesselt.
Die Welt, die Veronica Roth erschafft, ist in fünf Fraktionen unterteilt. Die Amite, die Friedfertigen, immer Lächelnden, die die Landwirtschaft betreiben und sich nie streiten. Die Altruan, die Selbstlosen, die sich in Grau kleiden und jeglichen Eitels sich verwehren, die sich für die Schwachen einsetzen und sie selbstlos versorgen. Selbst Spiegel sind bei ihnen verboten, weil sich selbst zu betrachten, von Eitelkeit zeugen würde. Die Candor, die Freimütigen, die nie lügen, die schonungslos ehrlich sind, auch wenn sie andere damit verletzen. Sie meinen, dass Höflichkeit auch nur eine Form der Lüge und Heuchelei sei. Die Ken sind die Wissenden, die Forscher, die Wissen über alles andere stellen, ggf. auch über das Leben selbst. Und schließlich die Ferox, die Furchtlosen, die Wagemutigen, die Kämpfer.

Mittwoch, 23. März 2016

Jojo Mojes „ Ein ganz neues Leben“

Ein ganz neues Leben hat sich Will für Louisa erhofft. Dafür hat er sie mit finanziellen Mitteln ausgestattet und ihr einen Brief hinterlassen. Das war bereits am Ende des ersten Buches klar. Dieses Buch nun erzählt, was Louisa daraus macht. Und das ist zunächst mal nicht viel. Sie taumelt durch ihr Leben ohne Will. Sie findet keine Linie, kein Ziel. Sie schwankt zwischen Wut und Verzweiflung. Und dann stürzt sie ab. Im wahrsten Sinne des Wortes. Sie fällt von der Dachkante… und hat Glück im Unglück- sie überlebt diesen Sturz.