„Draußen
vor der Küche zieht ein Arbeiter entschuldigend eine Plane aus Plastik vor das
Fenster, er schaut in die Küche hinein wie in ein Aquarium, befremdet,
interessiert zugleich. Das Haus, das Dermot und Julia nicht gehört ist alt, und es
wird saniert und dann verkauft. Sie haben eine Frist bekommen, aber sie werden
ausziehen müssen. Wenn es so weit ist, wird Dermot vielleicht schon alleine
sein. Er wird die Dinge ihres gemeinsamen Lebens einpacken müssen, Bücher und
Noten, vor allem Bücher und Noten, aber auch jede Menge Bilder, Zeichnungen,
Fotos in Rahmen….“
Es
sind Sätze wie diese, die mich immer wieder ein neues Buch von Judith Herrmann
kaufen lassen. Sie beschreibt detailgenau, scheinbar emotionslos. Beschreibt
eben. Berichtet von Leben. Aber genau diese, manchmal distanziert erscheinende
Schreibart, fasziniert mich. Sie lässt mir Raum, eigene Emotionen zuzulassen,
mich mit den Widersprüchen, die in mir aufsteigen, auseinanderzusetzen. Als
Leserin bin ich ebenso Beobachterin, wie die Autorin es zu sein scheint. Sie
lässt mir Freiheit beim Lesen. So scheint es mir jedenfalls.