Ich
habe mich schon mehrfach an Büchern von Siegfried Lenz versucht, bin aber nie
bis zum Ende gekommen. Vielleicht war es einfach nicht die richtige Zeit? Die
Erfahrung machte ich jedenfalls schon mit verschiedenen Autoren: ich begann zu
lesen und kam einfach nicht in die Geschichte hinein. Später, als ich ein so
abgelegtes Buch erneut zur Hand nahm, faszinierte es mich plötzlich. Vielleicht
ist es bei Lenz genauso?
Dieses
Buch gilt als zweiter Roman von Lenz, der allerdings erst jetzt, nach seinem
Tod veröffentlicht wurde. Zur Zeit seiner Entstehung, 1951, wurde es abgelehnt.
Vielleicht war es das, was mich anzog? Ein einstmals "verbotenes" Buch? Ich kann
es nicht sicher sagen. Jedenfalls las ich dieses Buch bis zum Ende und auch das
lange Nachwort, in dem die Entstehungsgeschichte des Romans und der Grund für
seine späte Veröffentlichung dargelegt wird.
An
vielen Stellen dachte ich: klar, warum DAS nicht willkommen war, so kurz nach diesem
Krieg. Wer wollte sich damit schon auseinandersetzen? Überläufer, Deserteure
waren für Viele, und ich wage zu behaupten, sind bis heute, Menschen mit Makel.
Sie verraten das eigene Land, sie sind bereit auf die eigenen Leute zu
schießen. Das kann und will niemand nachvollziehen. Es würde bedeuten, sich
auseinanderzusetzen mit dem Irrsinn von Kriegen im Allgemeinen. Wer will das
schon, vor allem dann, wenn er selbst dabei war? Wenn er selbst vielleicht
diese Gedanken hatte, zu fliehen, sich zu verstecken, unterzutauchen oder
notfalls auf der anderen Seite zu kämpfen? Ist die andere Seite denn die
Bessere?