Ich
hörte von diesem Roman im Radio. Eine Buchbesprechung. Ich hatte schon einige
Bücher von Bernhard Schlink gelesen, wenn auch bei weitem nicht alle. Was ich
las, gefiel mir. Es ist diese nachdenkliche Art des Schreibens, die mir
gefällt, dieses Lauschen nach dem, was klingt, was sich regt, wenn man sich
erinnert oder/ und wenn man Menschen aus seiner Vergangenheit in der Gegenwart wieder begegnet.
In
diesem Buch geht es zunächst um ein Gemälde. Eine Frau, die nackt eine Treppe
herunter steigt. Hin zum Betrachter. Der Protagonist entdeckt das Bild nach
vielen Jahren zufällig in einer Galerie. Er befindet sich auf Geschäftsreise in
Australien. Das Bild und alles, was damit zusammenhing in den Anfangsjahren
seiner Tätigkeit als Anwalt, hatte er aus seinem Bewusstsein verbannt.
Nun
steht er als alter Mann vor dem Bild und alles steigt wieder auf, drängt in
sein Bewusstsein.
Die
Geschichte, die Bernhard Schlink hier entwickelt, erzählt auf zwei Zeitebenen,
das Geschehen von damals und heute. Drei Männer „streiten“ um eine Frau, zwei
von ihnen auch um das Bild. Man hat den Eindruck, dass keiner sich wirklich
weiterentwickelt hat, obwohl seit damals vierzig Jahre vergangen sind. Der
Protagonist steht zu dem, was er in seinem Leben tat, wie zu dem, was er nicht
tat. In die Seelen und das Leben der beiden anderen schaut man nicht so genau.
Man betrachtet sie eher von außen, ihr Verhalten und ihr Verhältnis zu der Frau
und zu dem Bild.
Die
Geschichte hat mich ein wenig melancholisch gemacht, aber auch nachdenklich.
Wann ist alles festgelegt? Entwickelt man sich wirklich immer weiter? Oder sind
bestimmte Dinge unveränderlich ab einem bestimmten Alter? Naja und irgendwie
auch die Frage: Was ist Liebe?
Der
Schluss des Buches, lässt ahnen, dass der nun alte Anwalt, etwas entscheidend
verändern wird in seinem Leben. Was genau und wie, das erfährt man nicht. Aber
das ist auch nicht wichtig. Entscheidend ist, dass er berührt wurde, dass er
erwacht, dass er die Jahre, die er noch hat, anders leben will. Bewusster
vielleicht. Jedenfalls war das mein Eindruck.
Weitere Empfehlungen zu Büchern von diesem Autor, die ich gelesen habe:
"Der Vorleser" (vielen sicherlich bekannt, evtl. auch durch die Verfilmung)
"Liebesfluchten" und "Sommerlügen" (beides Kurzgeschichten- Bände)
"Das Wochenende" (Roman über einen, der nach 20 Jahren Haft entlassen wird und Freunden von damals begegnet, ebenfalls verfilmt- 2013 mit Katja Riemann und Sebastian Koch)
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