Dienstag, 7. April 2015

Ken Follett „Die Nadel“

Es geht um das Täuschungsmanöver der Briten gegenüber den Deutschen in Vorbereitung auf den D- Day. Die Deutschen sahen auf Luftaufnahmen ein riesiges Militärgelände in Südostengland, das auf eine Landung der Alliierten in Pas de Calais hinwies. Doch war dies nur eine Farce, Bühnendekoration. Keines der Gebäude beherbergte Truppenverbände, nur ein paar wenige Soldaten die das Gelände bewachten, hielten sich dort auf. Kein Schiff, kein Fahrzeug war echt bzw. kampftüchtig.  
Ken Follett entwirft in seinem Roman die Idee, dass es einem  einzigen, nicht vom MI5 gefassten, deutschen Spion gelingt, dieses Täuschungsmanöver zu enttarnen.
Die Jagd nach diesem Spion und seine Flucht sind packend beschrieben. Immer wieder einmal denkt man, dass er nun erledigt sei. Aber dieser Spion, genannt „die Nadel“, überlebt scheinbar alles. Fühlt er sich entdeckt, mordet er. Ohne nachzudenken, ohne Emotionen, schnell und meistens lautlos.
Es wäre kein Roman von Ken Follett, wenn nicht viele Geschichten diese eine umrankten. Das macht seine Bücher für mich so fesselnd. Was hat das junge, frischverheiratete Paar mit dem Ganzen zu tun? Warum erzählt er von den beiden, wenn sie doch gleich nach der Hochzeit einen tödlichen Autounfall erleiden? Was hat der alte Geschichtsprofessor Percival Godliman, Spezialist für das Mittelalter mit der Geschichte zu tun?

Follett wechselt die Blickrichtung in jedem Kapitel, erzählt einen Teil aus diesem, dann aus jenem Leben und kehrt schließlich zurück zu der „Nadel“. Er lässt uns teilhaben an dessen Sicht auf die Welt und an seltenen privaten Gedanken. 
Es gab nicht viele Momente, in denen mir dieser Mensch als Mensch erschien. Die Skrupellosigkeit mit der er seinen Auftrag verfolgt und die Geschwindigkeit in der er mordet, stellte mich vor die Frage: Ist das noch ein Mensch oder eine Maschine? Was hat ihn dazu gemacht? Ist es die Ideologie allein oder der Krieg oder alles zusammen? Sicher können Krieg oder Ideologie solche Phänomene hervorbringen, aber die wenigsten Menschen sind meiner Meinung nach zu solcher Gefühllosigkeit fähig, wie sie Follett bei der „Nadel“ beschreibt.

In jedem Fall ist auch dieser Follett- Roman sehr lesenswert. Ein Vorteil gegenüber den von mir bisher hier beschriebenen Romanen des Autors, jedenfalls für die, die vor so dicken Wälzern zurückschrecken: dieser ist nicht so umfangreich ;)


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