Dieses Buch habe ich innerhalb von zwei Tagen durchgelesen! Gut, dass ich Urlaub habe und mir darum diese Zeit nehmen konnte ;)
Es geht um Mutter- Kind- Heime in England in den 50er/ 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Inzwischen weiß man viel über die „Magdalenen- Heime“ in Irland, über die am Ende der 1990er/ Anfang der 2000er Jahre immer mehr veröffentlicht wurde. Dass es solche Heime auch in anderen Ländern so oder ähnlich gab, ist inzwischen ebenfalls bekannt.
Emily Gunnis schreibt in ihrem Nachwort, dass das im Roman benannte Heim eine Fiktion ist, dass es aber auch in England solche Heime gab und sie sich mit ihren Beschreibungen auf die Zustände in verschiedenen Einrichtungen auf dem Gebiet Großbritanniens bezieht.
Der Roman beginnt mit dem Brief einer jungen Frau an ein kleines Mädchen, in dem sie diesem erklärt, wie es aus dem schrecklichen Heim fliehen kann, während die junge Frau durch ihren Freitod für Ablenkung sorgen wird.
Beide, die junge Frau und das kleine Mädchen, sind gefangen in diesem, von Nonnen geführten, Heim. Das Mädchen wurde dort geboren und irgendwann von den Adoptiveltern, an die man es vermittelt hatte, zurückgebracht. Es fristet sein Dasein unter unmenschlichen Bedingungen auf dem Dachboden des Hauses. Die junge Frau brachte ihr uneheliches Kind in diesem Heim zur Welt und wurde, wie alle „gefallenen“ Mädchen, die in diese Einrichtung kommen, gezwungen, es zur Adoption freizugeben. Beide müssen von morgens bis abends schwer in der Wäscherei schuften, bekommen nur wenig zu essen, sind niemals ohne Aufsicht, dürfen nie aus dem Haus, nicht einmal in den Garten- kurz: es sind Zustände, von denen man denkt, so etwas hätte es vielleicht im Mittelalter gegeben. Wie inzwischen bekannt ist, wurden diese Heime aber bis weit in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts- für die Verantwortlichen sehr ertragreich- betrieben.
Dass es in den 50er/ 60er Jahren noch an einen Skandal grenzte oder in manchen Familien tatsächlich einer war, wenn eine Frau ohne Trauschein schwanger wurde, weiß man ja. Dass es aber möglich war, dass solche Heime betrieben wurden, scheint einem unvorstellbar. Dazu trugen nicht nur die Nonnen bei, die unter dem Mantel der christlichen Nächstenliebe, eigene Aggressionen ausleben konnten ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden. Auch die Gesellschaft leistete ihren Beitrag: die Eltern, die ihre schwangeren Töchter nicht unterstützten, sondern in diese Heime drängten, die Ärzte und Priester, die dies unterstützten und schließlich die Haltung des Umfeldes, das ein unverheiratetes Mädchen und deren
Emiliy Gunnis verbindet in ihrem Roman Vergangenheit und Gegenwart miteinander. Sie lässt ihre Protagonistin aus der Gegenwart, Sam, eine Reporterin, alte Briefe finden, deren Inhalt sie tief berührt. Sam beginnt zu recherchieren und ahnt nicht, dass sie sich selbst damit nicht nur in Gefahr bringt, sondern dass die Ergebnisse der Recherche auch ihr Leben erschüttern werden. Zwischendurch gibt es immer wieder Kapitel, die in den 50er Jahren spielen. So ist man mal in einer bekannten, mal in einer Welt, die man selbst nur aus Büchern oder Filmen kennt und kann sich in alle Protagonisten hineindenken und - fühlen.
Emily Gunnis schreibt so spannend, dass man unbedingt weiterlesen muss, weil man wissen will, ob das, was man ahnt, sich tatsächlich bestätigen wird. Es ist also empfehlenswert, dieses Buch nur dann zur Hand zu nehmen, wenn man genügend Zeit hat, es zu Ende zu lesen, sofern man davon so gefangen genommen wird, wie ich.
Klingt interessant!
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