Sonntag, 23. August 2015

Stefan Krücken „Unverkäuflich“

Der Untertitel „Schulabbrecher, Fußballprofi, Weltunternehmer- die völlig verrückte Geschichte von Bobby Dekeyser“ sagt schon das Wesentliche über dieses Buch. Ich habe es gekauft, weil der Mann auf dem Cover, Bobby Dekeyser, unglaublich sympathisch lächelt. Und weil sein linkes Auge verrutscht ist. Das erinnerte mich an meinen Großvater, den ich nur von einem Bild kenne, das im Schlafzimmer meiner Oma hängt. Auf diesem Bild ist bei meinem Großvater ebenfalls ein Auge verrutscht, was mich als Kind immer fasziniert hat.

Franz- Olivier Giesbert „Ein Diktator zum Dessert“

Die hundertfünfjährige Rose schreibt ihre Memoiren. Sie fühlt sich jetzt alt genug dafür, sagt sie. Das Buch erinnerte mich vom Ansatz her ein wenig an den Roman von Jonas Jonasson „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“. Auch bei Giesbert geht es um das „Jahrhundert der Mörder“, das zwanzigste Jahrhundert mit seinen beiden Weltkriegen, den Völkermorden und der Massenvernichtung der Juden. Auch in diesem Buch begegnet die Protagonisten einigen der Mächtigen. Im Gegensatz zum „Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg“ und eher wie ein Ball von Ereignis zu Ereignis rollt und durch seine Naivität angeblich die Weltgeschichte beeinflusst, geht die Protagonistin bei Giesbert sehr zielgerichtet vor.

Samstag, 22. August 2015

Lori Nelson Spielman „Morgen kommt ein neuer Himmel“

Elisabeth Bohlinger baut ein Kosmetikunternehmen auf. Sie hat zwei Söhne, Jay und Joad und eine Tochter, Brett. Zu allen hat sie ein gutes Verhältnis, aber das zu ihrem jüngsten Kind, zu ihrer Tochter, ist besonders nah. Wenn Brett Kummer hat, dann tröstet die Mutter sie und ermuntert sie stets mit den abschließenden Worten: „Morgen kommt ein neuer Himmel“. (Meine Mutter sagte in solchen Momenten immer: "Morgen ist ein neuer Tag". So lautet übrigens auch der Buchtitel in französischer Sprache: "Demain est un autre jour". Keine Ahnung, warum der deutsche Verlag, der das Buch herausbrachte, diese für Deutsche so ungeläufige Redewendung vom "neuen Himmel" verwandte)
Als Elisabeth Bohlinger nach kurzer, schwerer Krebserkrankung stirbt, geht Brett davon aus, dass nun sie das Unternehmen leiten wird. Bei der Eröffnung des Testaments erhält sie jedoch stattdessen ein Liste mit Lebenszielen, die sie selbst als Vierzehnjährige einmal geschrieben hat. 

Lori Nelson Spielman „Nur einen Horizont entfernt“

Die Fernsehmoderatorin Hannah Farr hat gerade schlechte Quoten mit ihrer Morgensendung und passenderweise taucht zu dieser Zeit im Sender eine zehn Jahre jüngere Konkurrentin auf. Aber das genügt natürlich noch nicht.
Wie auch schon in „Morgen kommt ein neuer Himmel“ legt Lori Nelson Spielman ihrer vierunddreißigjährigen Protagonistin so viele Stolpersteine in den gerade noch ebenen Weg, dass sie gezwungen ist, über ihr Leben, ihre Ziele und Werte ernsthaft nachzudenken und sie schließlich zu verändern.

Donnerstag, 13. August 2015

Annette Dutton „Das geheime Versprechen“

In diesem Buch behandelt Annette Dutton verschiedene Themen: 
- Verschickung jüdischer Kinder 1938/ 39 aus Deutschland nach England, 
- die Situation für die Menschen in England während des zweiten
  Weltkrieges, 
- aber auch die Verschickung englischer Kinder nach Australien. 
- Darüber hinaus geht es auch um die Aktionen der 1944 gegründeten 
  Jüdischen Brigade, in der Juden aus Palästina für die Britische Armee 
  gegen Deutschland kämpften. Angehörige dieser jüdischen Brigade übten 
  nach 1945 über viele Jahre auch Rache an Nazi- Verbrechern.

Der Titel des Buches bezieht sich vor allem auf das Versprechen, das die 14jährige Leah bei der Ankunft in England einem mitreisenden Jungen ihres Alters macht. Sie ist eine Privilegierte auf dieser Reise. Ihre Eltern konnten bereits vor Leahs Abreise eine Familie in England finden, die ihre Tochter aufnehmen würde. Nicht so Michael. Er gehört zu denen, die darauf hoffen müssen, eine Familie zu finden nach ihrer Ankunft. Michael nimmt Leah das Versprechen ab, dass sie versuchen würde, ihre Pflegeeltern dazu zu bewegen, nicht nur Leahs sondern auch Michaels Eltern nach England zu holen. Über diesen Pakt, dieses geheime Versprechen, das sie ihm gibt, soll niemand etwas erfahren.

Nach der Lektüre des Buches dachte ich: es gibt noch mehr als nur dieses klar benannte „geheime Versprechen“. Die Verschickung selbst wirkt aus meiner Sicht schon wie ein Versprechen: Ihr werdet leben! Dass dieses Leben oft mit extremen Belastungen, mit physischem, emotionalem und sexuellem Missbrauch verbunden war, ahnte bei der Abreise niemand. Dass viele jüdische Kinder in England nach Ausbruch des zweiten Weltkrieges vor allem als Deutsche und damit als Feinde angesehen wurden, hätte sich ebenfalls niemand vorstellen können oder wollen.

Freitag, 7. August 2015

Lucinda Riley „Die sieben Schwestern“

Als ich das Buch kaufte, dachte ich: wie schön, ein neuer Roman von Lucinda Riley, von der ich bereits fast alle anderen Bücher gelesen hatte. Immer geht es um die Liebe, immer verwebt sie dabei Vergangenheit und Gegenwart miteinander, immer ist es spannend und berührend. 
So auch in diesem Buch, in dem sich eine junge Frau, Maia, auf der Suche nach ihren Wurzeln in Brasilien verliebt. Neben dieser Liebesgeschichte verfolgt der Leser auch noch eine aus den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, erfährt er Details über die Errichtung des Christo hoch über Rio und über das Leben des französischen Bildhauers Landowski, der zusammen mit dem Architekten des Christo, Da Silva Costa,  daran arbeitete. 
Lucinda Riley beschäftigt sich in diesem Buch außerdem mit dem Thema Adoption. Maia ist ein Adoptivkind. Der Mann, den Maia, seine erste Adoptivtochter, irgendwann Pa Salt "tauft", bringt im Laufe der Jahre insgesamt sechs Mädchen stets fast unmittelbar nach deren Geburt zu Marina auf eine Insel im Genfer See, auf der sich ein großes Anwesen befindet. Marina ist nicht Pa Salts Frau. Sie ist offensichtlich "nur" die Frau, die er für die Mädchen als soziale Mutter ausgesucht hat. 
Dieser Roman von Lucinda Riley ist also noch vielschichtiger als schon ihre bisherigen Bücher und war darum für mich sehr lesenswert.
Dennoch war ich am Ende unzufrieden: Es blieben noch so viele Fragen offen und ich verstand nicht, warum die Autorin sie nicht beantwortete, wie ich das sonst von ihren Büchern gewohnt bin. Erst beim Lesen der Danksagung wurde mir bewusst, dass dieser Roman der erste einer siebenteiligen Reihe ist und ich also erst nach und nach und wenn ich alle Bücher gelesen habe, mir diese Fragen werde beantworten können:

Samstag, 1. August 2015

Hanni Münzer „Honigtod“

Den Titel „Honigtod“ fand ich eigenartig. Hanni Münzer erklärt ihn in ihrem Nachwort zum Roman so (Zitat):
„Ich wählte ihn, weil aus Honig der Trank der Götter bereitet wird: Met. Met(h) ist das hebräische Wort für ‚tot‘. Auch ist das Schicksal der Bienen eng mit dem des Menschen verknüpft. ‚Wenn die Biene stirbt, hat der Mensch noch vier Jahre zu leben.‘ Der Satz stammt von einem sehr weisen Menschen: Albert Einstein.“
Nun ja… so wirklich hat mir diese Erklärung auch nicht weitergeholfen, aber vielleicht gelingt mir ja, es zu verstehen, wenn ich beschreibe, worum es in dem Buch geht: