Charlotte
Link eben. Verwebt wunderbar und spannungsreich Vergangenheit und Gegenwart.
In
diesem Fall: ein deutsches Ehepaar, Barbara und Ralph Amberg. Beide Juristen.
Sie erfolgreiche Strafverteidigerin, er Anwalt in einer renommierten
Frankfurter Kanzlei. In ihrer Ehe kriselt es und Barbara hofft, mit dieser
Reise über Weihnachten 1996 in ein altes Haus in den Weiten und der Einsamkeit
Yorkshires, ihre Ehe vielleicht retten zu können. Nur Ralph und sie. Keine
Verwandten. Keine vorhersehbaren Abläufe. Keine Ablenkungen. Und Zeit. Vor
allem Zeit.
Barbara
findet im Schuppen des Hauses durch Zufall ein Manuskript. Die Lebensgeschichte
der Frances Gray.
Eingeschlossen
von Schnee, der plötzlich in Massen fällt, liest Barbara die vierhundert
Seiten, in denen Frances Gray ihr Leben erzählt. Sie schildert ihre Zeit als
Suffragette zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, beschreibt das schwierige Verhältnis
zu ihrer Schwester und die Wirren des Zweiten Weltkrieges.
Laura,
die das Haus an Barbara und Ralph vermietet, ist das verbindende Element der
beiden Erzählebenen. Denn sie lebt viele Jahre als Hausmädchen bei Frances Gray
und erbte das Haus nach deren Tod. Für sie ist das Haus liebe Erinnerung und
Fluch zugleich. Im Grunde kann sie es nicht unterhalten, aber sie schafft es
auch nicht, es zu verkaufen oder sich sonst davon zu lösen. Sie weiß, dass
Frances an einem Buch schrieb. Sie weiß, dass dieses Buch niemals
veröffentlicht wurde. Sie weiß auch, dass Frances es nicht vernichtet, sondern
versteckt hat. Irgendwo im Haus. Sie ahnt, was es enthält und sie hat Angst,
dass jemandem gelingen könnte, was sie seit Jahren verzweifelt versucht: das
Manuskript zu entdecken.
Ein
lesenswertes Buch, das nicht nur spannend erzählt, sondern auch sehr
interessant über die erste Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts in England
berichtet. Die Geschichte des Ehepaares Barbara und Ralph Amberg empfand ich
als weniger spannend. Vielleicht liegt das daran, dass dieses Thema so
alltäglich geworden ist. Vielleicht aber auch daran, dass mich die Geschichte
der Frances Gray so viel mehr fasziniert hat.
Gerade
jetzt kommt auch ein Film über die Suffragettenbewegung in England in die
Kinos, den ich mir sicher auch ansehen werde:
Wer
mehr über dieses Thema in Romanform lesen will, sei auch auf das Buch von
Katherine Webb „Das Haus der vergessenen Träume“ verwiesen, in dem allerdings der
Kampf der Suffragetten nur ein Schauplatz neben dem Thema Theosophie ist:
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