Freitag, 9. Oktober 2015

Charlotte Link „Das Haus der Schwestern“

Charlotte Link eben. Verwebt wunderbar und spannungsreich Vergangenheit und Gegenwart.
In diesem Fall: ein deutsches Ehepaar, Barbara und Ralph Amberg. Beide Juristen. Sie erfolgreiche Strafverteidigerin, er Anwalt in einer renommierten Frankfurter Kanzlei. In ihrer Ehe kriselt es und Barbara hofft, mit dieser Reise über Weihnachten 1996 in ein altes Haus in den Weiten und der Einsamkeit Yorkshires, ihre Ehe vielleicht retten zu können. Nur Ralph und sie. Keine Verwandten. Keine vorhersehbaren Abläufe. Keine Ablenkungen. Und Zeit. Vor allem Zeit.
Barbara findet im Schuppen des Hauses durch Zufall ein Manuskript. Die Lebensgeschichte der Frances Gray.
Eingeschlossen von Schnee, der plötzlich in Massen fällt, liest Barbara die vierhundert Seiten, in denen Frances Gray ihr Leben erzählt. Sie schildert ihre Zeit als Suffragette zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, beschreibt das schwierige Verhältnis zu ihrer Schwester und die Wirren des Zweiten Weltkrieges.

Laura, die das Haus an Barbara und Ralph vermietet, ist das verbindende Element der beiden Erzählebenen. Denn sie lebt viele Jahre als Hausmädchen bei Frances Gray und erbte das Haus nach deren Tod. Für sie ist das Haus liebe Erinnerung und Fluch zugleich. Im Grunde kann sie es nicht unterhalten, aber sie schafft es auch nicht, es zu verkaufen oder sich sonst davon zu lösen. Sie weiß, dass Frances an einem Buch schrieb. Sie weiß, dass dieses Buch niemals veröffentlicht wurde. Sie weiß auch, dass Frances es nicht vernichtet, sondern versteckt hat. Irgendwo im Haus. Sie ahnt, was es enthält und sie hat Angst, dass jemandem gelingen könnte, was sie seit Jahren verzweifelt versucht: das Manuskript zu entdecken.

Ein lesenswertes Buch, das nicht nur spannend erzählt, sondern auch sehr interessant über die erste Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts in England berichtet. Die Geschichte des Ehepaares Barbara und Ralph Amberg empfand ich als weniger spannend. Vielleicht liegt das daran, dass dieses Thema so alltäglich geworden ist. Vielleicht aber auch daran, dass mich die Geschichte der Frances Gray so viel mehr fasziniert hat.


Gerade jetzt kommt auch ein Film über die Suffragettenbewegung in England in die Kinos, den ich mir sicher auch ansehen werde:

Wer mehr über dieses Thema in Romanform lesen will, sei auch auf das Buch von Katherine Webb „Das Haus der vergessenen Träume“ verwiesen, in dem allerdings der Kampf der Suffragetten nur ein Schauplatz neben dem Thema Theosophie ist:


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