Dienstag, 27. Oktober 2015

J. Courtney Sullivan „Die Verlobungen“

Mary Frances Gerety kreierte in den vierziger Jahren den Werbespruch
„A Diamant is forever“. Sie war Texterin bei N. W. Ayer & Son, einer US- amerikanischen Werbeagentur, deren bester Kunde über Jahrzehnte De Beers war. De Beers, die Firma, die Diamanten fördert und vertreibt. Frances hat mit jenem Werbespruch den Verkauf von Diamanten in den USA deutlich in die Höhe getrieben. Und sie hatte den Wunsch vieler Frauen, den Wunsch, den sie selbst nie hegte, jenen nach Heirat und ewiger Liebe, mit dem Wunsch nach einem Diamanten verbunden.
1999, kurz vor Frances Tod, wurde dieser Spruch zum Slogan des Jahrhunderts ernannt. Damit hatte die Zeit ihres Lebens unabhängige und unverheiratete Mary Frances Gerety nicht gerechnet, als sie eines Nachts den Spruch erdachte. 

J. Courtney Sullivan beschreibt jedoch in diesem Buch nicht nur das Leben und die Arbeit von Frances Gerety. Sie verbindet diese Lebensgeschichte mit denen vierer Paare. Fünf Lebensgeschichten. Welche Verbindung haben diese Menschen miteinander? Es erschließt sich zunächst nicht. Man ahnt es zunehmend. Sicher ist man jedoch erst ganz am Ende. 
Darüber hinaus regt die Lektüre dieses Buches dazu an, über Diamanten, deren Produktion und Bedeutung nachzudenken sowie darüber, wie sehr die Werbung unsere Wünsche steuert. Aber auch die Rolle der Frau und der Sinn oder Unsinn der Institution Ehe wird in den Geschichten thematisiert. 
Sullivan erzählt die Geschichten abwechselnd. Das erhält die Spannung. Nach etwa der Hälfte des Buches jedoch, konnte ich nicht anders, als vorzublättern. Ich las zuerst die Geschichte von Delphine und P.J. zu Ende, anschließend die von Frances, danach jene von Evelyn und Gerald, dann die von James und Sheila und schließlich die von Kate und ihrem Cousin Jeff. So ist es natürlich nicht gedacht. Aber jede der Geschichten ist so lebensnah geschrieben, zog mich so in ihren Bann, dass ich irgendwann nicht mehr umschalten wollte in eine der anderen Geschichten, bevor ich nicht wüsste, was nun aus jenen, deren Leben ich gerade beobachtete, werden würde.

Aus meiner Sicht nimmt das dem Ganzen nicht die Spannung. Die Auflösung des Rätsels, was diese verschiedenen Paare und Frances Gerety nun miteinander verbindet, erfolgt erst am Ende der letzten der Geschichten von Kate und ihrem Cousin Jeff. Wer also, wie ich, jeweils eine Geschichte nach der anderen im Ganzen lesen will, sollte nur darauf achten, dass er die mit 2012 überschriebenen Kapitel zuletzt liest.



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