Samstag, 26. Juli 2014

James Joyce „Dubliner“

(In der Übersetzung und mit Anmerkungen von Harald Raykowski)

Ich hab mich gequält. Aber vielleicht liegt das auch an meiner Stimmung? Obwohl die eigentlich ganz gut ist... Vielleicht lese ich sie später noch einmal alle und finde sie dann ganz wundervoll?
Im Moment jedenfalls habe ich das Gefühl von Unzufriedenheit beim Lesen. Von Traurigkeit auch bis hin zu depressiver Stimmung. Das muss nicht sein...

Freitag, 25. Juli 2014

Anne Gesthuysen „Wir sind doch Schwestern“

Die Geschichte erzählt von drei alten Damen. Alle drei haben zum Zeitpunkt der Geschichte ein unglaubliches Alter erreicht: 84, 98 und 100! Sie treffen sich zum Hundertsten von Gertrud. Die Jüngste richtet den Geburtstag aus. Wenn man sie so agieren sieht, dann glaubt man manchmal nicht, dass sie bereits 84 Jahre alt ist. Wie oft kann man wesentlich jüngere Leute heutzutage über vergleichsweise lächerliche Belastungen stöhnen hören? Aber es gab eben schon immer „sone und solche“, nicht wahr? Und Katty, die Jüngste, gehört offensichtlich zu denen, die einfach zupacken können, die voller Energie und Lebensfreude sind und vielleicht auch darum in diesem Alter noch so aktiv?!

Samstag, 12. Juli 2014

Katherine Webb

„Das geheime Vermächtnis“, „Das Haus der vergessenen Träume“, „Das verborgene Lied“

Alle drei Bücher von Katherine Webb hatten Suchtcharakter für mich. Sie sind spannend geschrieben und verweben stets Gegenwart und Vergangenheit miteinander, zeigen, dass die Vergangenheit immer bis in die Gegenwart hinein wirkt und es gut ist, sich ihr zu stellen, zu wissen was da war, bevor es uns gab…

Donnerstag, 10. Juli 2014

Noam Shpancer „Der gute Psychologe“

Ein Psychologe, der ein Buch mit dem Titel „Der gute Psychologe“ schreibt… ich hatte verschiedene Vermutungen: entweder leidet er an gnadenloser Selbstüberschätzung oder er meint den Titel ironisch oder er will darstellen, was einen guten Psychologen ausmacht, auch wenn er selbst dieses Ideal nicht erreicht…
Selbstüberschätzung ist es nicht, aber von all dem anderen ist es ein bisschen.
Hier schreibt jemand, der wirklich etwas von Angsterkrankungen versteht, einer, der versucht, es Studenten nahezubringen, sein Wissen und seine Erfahrungen im Umgang mit Angstpatienten in der Therapie. Einer, der sich im Laufe des Romans aber auch eigenen Ängsten stellt. Gefallen hat mir, wie er alles miteinander verwebt.

Sonntag, 6. Juli 2014

Jorge Bucay

Von Jorge Bucay las ich bereits verschiedene Bücher, die ich immer sehr anregend fand. In seinen Büchern „Komm, ich erzähle dir eine Geschichte“ und „Zähl auf mich“ erzählt Jorge Bucay, Psycho- und Gestalttherapeut aus Argentinien aus der Sicht eines Patienten dessen Geschichte, indem er uns an den Sitzungen teilhaben lässt. Für jedes Problem hat er eine Geschichte parat. Teilweise sind es Gleichnisse, die er sich ausgedacht hat, aber oft sind es Geschichten von Nasreddin oder ähnlichen Figuren aus der arabischen oder asiatischen Welt. Weisheiten, die über die Jahrhunderte immer weitergegeben wurden und die in ihrer schlichten Logik so einprägsam und einleuchtend und damit oft hilfreich sind. Eingebettet in die Geschichte seines Patienten, wird das Ganze zu Romanen, die dazu verführen, über eigene Befindlichkeiten nachzudenken.
„Liebe mit offenen Augen“ ist weniger von weisen Novellen durchzogen, aber ebenfalls ein sehr anregend Roman und gut zu lesen.
Eine Sammlung von Weisheiten in Prosaform findet sich in „Geschichten zum Nachdenken“. Von diesen kann man jeden Abend oder Morgen, je nachdem, wie man es gerade „braucht“ oder möchte, eine lesen und dann in Ruhe schauen, was sie mit einem macht.

Joachim Bauer „Das Gedächtnis des Körpers“

Joachim Bauer beschreibt in dem kleinen Büchlein sehr detailliert und verständlich, wie jede Erfahrung zwischenmenschlicher Beziehungen in unserem Gehirn gespeichert wird… und wie sie unser Verhalten in der Folge beeinflusst.
Er erklärt, dass Gene allein eben nicht alles steuern, sondern die Umwelt und unsere Erfahrungen im Umgang mit anderen Menschen massiven Einfluss darauf haben, wie unsere Gene arbeiten, ob sie an- oder ausgeschaltet werden und wann das jeweils geschieht.

Meine Erkenntnis aus diesem Buch: wir können beeinflussen, wie es uns geht. Wenn nicht aus uns selbst heraus, dann ggf. mit Hilfe. Aber die innere Einstellung spielt eine große Rolle für unser Wohlbefinden.

Samstag, 5. Juli 2014

Eva- Maria Zurhorst „Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest“

Das Buch ließ eine Bekannte, bei mir liegen. Die Gute durchlebt gerade wieder einmal eine besonders schwere Krise mit ihrem Mann und meinte, dass sie den Buchtitel witzig fand. Mit einem Lächeln fügte sie hinzu: „Wenn man sich so umsieht, dann ist es doch nirgendwo rosarot! Überall Probleme! Da kann man auch gleich bei dem bleiben, den man schon ne Weile hat- den kennt man wenigstens! Bei nem Neuen weiß man ja auch nich, was drin is, wenn man auspackt. Naja und die Dame hat ja vielleicht ein paar Tipps, wie man das Ganze angenehm gestalten kann? Ich meine, das mit dem sich- selbst- lieben das wissen wir ja, nich? Aber was nützt es, wenn ich mich mit mir wohl fühle, mein Mann aber immer was an mir auszusetzen hat? Na, ich werd sehn, was Frau Zurhorst dazu sagt!“
Nun war sie weg und das Buch lag da. Neugierig nahm ich es zur Hand- der Titel regte in mir Widerspruch: zum Einen wissen wir alle, dass es wichtig ist, sich selbst zu mögen, wenn man harmonische Beziehungen eingehen will. Aber der zweite Teil des Titels, dass es egal sein soll, wen ich heirate- was will die Frau damit sagen??? Geh auf die Straße, schnapp dir einen, heirate ihn und du wirst glücklich mit ihm werden?

Toni Jordan "Tausend kleine Schritte"

„Eine ebenso originelle wie mitreißende Liebeskomödie“ schreibt The Times. So steht es auf dem hinteren Buchdeckel. Diese Meinung teile ich nicht. Denn Grace Lisa Vandenburg, die Protagonistin, hat eine Zwangsstörung. Sie muss alles zählen: Schritte, die Anzahl der Borsten ihrer Zahnbürste etc. Als Ich- Erzählerin beschreibt sie detailgetreu was sie denkt, was geschieht, auch was sie fühlt.

Nicolas Barreau

Nicolas Barreau, 1980 geboren- noch sooo jung!- lässt uns an die Behauptung glauben, dass Paris immer noch oder immer wieder neu, die Stadt der Liebe ist :)

Ich hab es verschlungen, das Buch „Das Lächeln der Frauen“. Das ist schon länger her.
Etwas später entdeckte ich dann „Eines Abends in Paris“ und kurz darauf
„Die Frau meines Lebens“…

In allen Geschichten geht es um schicksalhafte Begegnungen und die große Liebe. In zwei Büchern taucht ein Regenschirm auf- jeweils der Regenschirm einer Frau. In einem der Bücher ist ihr roter Mantel DAS Erkennungszeichen der Dame. In allen Büchern gibt es Verwicklungen, in einem tolle Rezepte (Ich habe große Lust, sie nachzukochen!) und in einem Empfehlungen für sehr sehenswerte Filme…

Kurz gesagt: es ist eine wundervolle Lektüre für die graue Jahreszeit (in der ich sie las), aber natürlich auch für jede andere;)! Die Bücher wärmen das Herz und geben der Hoffnung Raum, dass es so etwas gibt: einen Blick, ein Lächeln und das ganz große Gefühl...
Lassen Sie sich entführen in die Welt der Träume, in der die Sonne scheint, auch wenn es zwischendurch immer mal wieder regnet- und wie! ;)


Mark Watson „Ich könnte am Samstag“

Alles hängt mit allem zusammen- so könnte man diese Geschichte grob zusammenfassen. Weil einer sich auf eine bestimmte Weise verhält, geschehen Dinge, die letztlich wieder ihn selbst treffen. Das gilt, wenn man dieser Geschichte glaubt, auch dann, wenn man etwas eben nicht tut und wenn die Menschen, die in der Folge davon betroffen sind einander gar nicht kennen.
Ich habe dieses Buch mit großer Spannung gelesen, weil es nicht nur die einzelnen Figuren einfühlsam beschreibt, sondern weil der Hauptstrang der Geschichte auch sehr berührend ist.

Hervé Le Tellier „Kein Wort mehr über Liebe“

Der Titel mutet grotesk an, denn es geht in diesem Buch um die Liebe, um Beziehungen zwischen Menschen, um all die Facetten der Liebe.
Zwei Dreiecksbeziehungen, genau beobachtet und feinfühlig beschrieben:
Zwei verheiratete Frauen verlieben sich je in einen einsamen Mann. Die eine entscheidet sich schließlich, mit jenem einen Neuanfang zu wagen. Die andere wagt einen Neuanfang mit dem „alten“, dem vertrauten Mann, dem, mit dem sie schon verheiratet ist.

Graehme Simsion "Das Rosie Projekt"

Wer Sheldon Cooper aus der Fernsehserie „The Big Bang Theorie“ mag, der wird auch dieses Buch mögen… behaupte ich mal… jedenfalls geht es mir so. Der Protagonist Don Tillman agiert ähnlich wie Sheldon in sozialen Räumen, was zu skurrilen Situationen führt, die zumindest für den Leser, der ja nur Beobachter ist und nicht involviert, durchaus amüsant ist. Mit einem solchen Menschen tatsächlich zu interagieren führt sicherlich oft zu Verwirrung bei den Beteiligten… darüber zu lesen jedoch macht einfach Freude… regt aber auch zum Nachdenken an. 
Don Tillman analysiert das Verhalten seiner Mitmenschen auf eine sehr sachliche Weise, was dazu führt, dass man Dinge aus einem anderen, einem nahezu emotionslosen, Blickwinkel betrachtet. Er stellt sich beispielsweise so vor: „Ich bin neununddreißig Jahre alt, groß, durchtrainiert und intelligent, mit relativ hohem gesellschaftlichem Status und überdurchschnittlichem Einkommen als Assistenzprofessor. Gemäß den Gesetzen der Logik sollte ich für eine ganze Reihe von Frauen attraktiv sein. Im Reich der Tiere würde ich mich erfolgreich vermehren.“
Aufgrund der Tatsache, dass er auf „normalem“ Wege keine Partnerin findet- trotz seiner offensichtlichen Eignung- entwickelt er das Ehefrauen- Projekt. Er ist Genetiker, Wissenschaftler und also geht er das Ganze wissenschaftlich an: er entwickelt einen Fragebogen… seine Argumente und Einschätzungen von Situationen sind so, dass man sie rein intellektuell nachvollziehen kann, aber der Mensch ist eben nicht nur Geist, er ist auch Seele, er hat auch Emotionen… die meisten jedenfalls. Don jedoch hat zu Emotionen, seinen eigenen, wie auch denen anderer nicht den Zugang, den der Durchschnittsmensch offensichtlich hat. Konventionen sind ihm bekannt, er kann aber in vielen keine Logik erkennen, die sie ja auch oft nicht haben… und hinterfragt sie darum, stellt sie komplett in Frage oder ignoriert sie, eben weil sie aus seiner Sicht keinen Sinn ergeben, keinen Zweck erfüllen… An vielen Stellen dachte ich: er hat so recht!!! Es ist so sinnlos, überholt oder verlogen, sich so zu verhalten… aber es ist eben gesellschaftlicher Konsens, hat sich so entwickelt und also halten sich alle daran bzw. die meisten.
Don Tillman hat offensichtlich das, was Ärzte heute als „Asperger- Syndrom“ diagnostizieren würden, aber er kommt gar nicht auf die Idee, dass dieses Syndrom die Ursache für seine Schwierigkeiten sein könnte. Beim Lesen dachte ich oft: es wäre für manche Menschen besser, wenn man auf eine Diagnose verzichten würde, denn Don Tillman, der sich zwar seiner Probleme bewusst ist, ihnen aber keinen Krankheitswert beimisst, kommt gut durchs Leben und entwickelt auch Freundschaften. In einem Vortrag, den er über das Asperger- Syndrom hält, erklärt er auf einen Einwurf der Moderatorin, in dem sie den Begriff „Defekt“ für das Syndrom verwendet: „Defekt!  Das Asperger- Syndrom ist kein Defekt! Es ist eine Variante des Möglichen- vielleicht sogar ein erheblicher Vorteil. Das Asperger- Syndrom ist mit hoher Organisations- und Konzentrationsfähigkeit, innovativer Denkweise und rationaler Distanziertheit verbunden.“ Diese Entgegnung gefiel mir sehr- ich stimme ihr uneingeschränkt zu: eine Variante des Möglichen- das ist eine sooo gute Beschreibung!!!
Don Tillman ist anders als der Durchschnitt und der Autor Graeme Simsion stellt ihn so liebevoll dar, dass man ihn einfach mögen muss… und sich nach der Lektüre fragt, warum wir nicht in der Lage sind, Menschen einfach so zu akzeptieren, wie sie sind, statt sie dem allgemeingültigen Bild anpassen zu wollen…
Um auf die Geschichte zurückzukommen: das Ehefrauen- Projekt wird „gestört“ durch Rosie, die plötzlich in Dons Leben tritt und so einiges über den Haufen wirft in ihrer, wieder auf andere Weise unkonventionellen Art…
Es ist eine wahre Freude dieses Buch zu lesen und ich kann es wärmstens empfehlen, denn… ja… ich galube, das trifft es, was ich beim Lesen empfunden habe: Wärme, Nähe, liebevolle Zuneigung zu Menschen, die anders sind… und ich dachte am Ende: was heißt das: Menschen, die anders sind? Wir versuchen zwar, uns an Konventionen zu halten, aber jeder von uns hat doch seine Art und Weise, die eine oder andere Konvention zu umgehen, zu hintergehen, zu vermeiden… jeder ist irgendwie anders… und das ist ja auch gut so J



Alex Capus „Léon und Louise“

Eine wundervolle Liebesgeschichte, die ein mehr als ein halbes Jahrhundert andauert, auch wenn die beiden Liebenden kurz nach dem Beginn ihrer Beziehung getrennt werden und sich erst 10 Jahre später wiedertreffen. Sie überleben den ersten Weltkrieg schwer verletzt, erleben den zweiten Weltkrieg als furchtbar, ohne dass er ihnen größeren Schaden zufügt als all den anderen, der Masse, die sich wie sie irgendwie durchwursteln. Sie engagieren sich nicht für irgendetwas aber auch nicht gegen etwas.

Mitch Albom „Dienstags bei Morrie“

Ein alter Professor, Morrie Schwartz und ein ehemaliger Student, Mitch Albom beschließen, sich, wie in Studienzeiten, immer Dienstags zu treffen. Das heißt, der ehemalige Student besucht jeden Dienstag seinen alten Professor, denn dieser leidet an ALS (amyotrophischer Lateralsklerose), einer unheilbaren Erkrankung des Nervensystems, die unaufhaltsam und brutal zu einem grausamen Tod durch Ersticken führt, da nach und nach, von den Beinen aufwärts die Muskeln nicht mehr steuerbar sind.

Eine beeindruckende Beschreibung, wie dieser alte Professor mit seiner Krankheit umgeht. Viele Lebensweisheiten vermittelt er in den Gesprächen mit seinem ehemaligen Studenten… und immer wieder macht er deutlich, worauf es seiner Meinung nach ankommt: Menschlichkeit, Verbundenheit, Zuwendung. Und wenn man die Geschichte liest, dann scheint er recht zu haben: er ist nie allein, viele Menschen, denen er im Leben begegnete, erinnern sich an ihn und begleiten ihn in dieser schlimmen Zeit, in der sein Körper immer mehr verfällt.

Sein ehemaliger Student hinterfragt in dieser Zeit, da er Morrie regelmäßig besucht, sein eigenes, im Vergleich zu dem alten Mann noch junges, Leben. Die Gespräche mit seinem Mentor schreibt er auf und findet nach langem Suchen einen Verlag, der sie veröffentlicht. Von dem Erlös bezahlt Mitch Albom, so schreibt er, die Arzt- und Pflegekosten seines alten Professors.


Ein Buch, das viel Lebenserfahrung eines alten Lehrers vermittelt und zum Nachdenken anregt… vielleicht auch zum Verändern des eigenen Lebens…

John Williams „Stoner“

Von der Kritik hoch gelobt… auch dieses Buch… und wieder bin ich nicht ganz einverstanden mit dem, was jene Kritiker meinen.
Das heißt ich stimme ihnen darin zu, dass es wundervoll geschrieben ist. Die Melodie stimmt und passt und ist harmonisch bis zum Ende… wenn auch etwas eintönig, unaufgeregt, plätschernd… und ja, es ist auch berührend… verstörend fast, würde ich meinen.

William Stoner, dessen Leben hier erzählt wird, nimmt alles hin, wie es kommt. Nimmt es hin und lässt es ziehen. Immer wieder dachte ich, dass es doch nun irgendwann einmal genug sein muss, dass er doch irgendwann aufbegehren, sich wehren, etwas verändern muss. Aber nein, ein solcher Mensch ist William Stoner nicht. Trifft es wirklich das Wort „genügsam“, das einer der Kritiker verwendete? Ist es Genügsamkeit, wenn man immer nur dasteht und zusieht, wie andere das Leben gestalten und man selbst es im Grunde an sich vorüberziehen lässt? Manchmal hätte ich ihn schütteln wollen, diesen Stoner, weil ich nicht akzeptieren wollte, dass er es geschehen lässt, was da geschieht mit ihm und um ihn herum.

Daniel Kehlmann „Ruhm“

„Die Vermessung der Welt“ war ein Riesenerfolg und wurde sogar verfilmt. Hat der damit zusammenhängende Ruhm Herrn Kehlmann dazu gebracht, aufzuschreiben, wie es einem gehen kann, wenn man jenen plötzlich erlangt?
Dieser Roman in neun Geschichten, wie der Untertitel verrät, hat bei mir das Gefühl ausgelöst, dass der Autor schlichtweg Angst vor dem Ruhm hat: entweder man wird verrückt und weiß plötzlich nicht mehr, wer man ist oder will sowieso ein anderer sein, oder man wird auf einer Lesereise einfach vergessen und muss nun sein Dasein in der asiatischen Steppe bei einfachen Bauern fristen, weil niemand nach einem sucht. Nerv tötend sind die Fragen der Leser, weil es die immer gleichen sind: Woher haben Sie Ihre Ideen? und Wissen Sie, wo ich Ihr Buch gelesen habe? Oder die Figuren, die irgendwie alle real sind und manchmal dann einfach machen was sie wollen, Beziehungen, die zerbrechen, weil die Menschen sich plötzlich in einem der Bücher des Autors wiederfinden, fanatische Fans, die keinen Bezug zur Realität haben und einem womöglich das Hotelzimmer zerlegen… Das muss einen ja verrückt machen!!! Der arme Autor!!!

Caroline Vermalle „Denn das Glück ist eine Reise“

Ein Großvater, der sich den Traum von der Tour de France erfüllt und mit dreiundachtzig Jahren lernt, ein Handy zu benutzen und sogar sms zu schreiben. Soweit eine sehr verkürzte Zusammenfassung des Inhalts. Aber es geht natürlich noch um mehr: Freundschaft, Familie, Zusammenhalt, Bedauern und immer wieder um das Alter und alles was damit zusammenhängt.

Simon Beckett „Der Hof“

Sommer in Südfrankreich. Ein heruntergekommener Hof. Ein verbitterter Vater und seine beiden Töchter. Die eine erwachsen und Mutter eines kleinen Jungen, still, in sich zurückgezogen und doch stark. Die andere 18 jährig, hin und her gerissen zwischen der Suche nach Leben und der Verpflichtung gegenüber dem Vater… In diese spannungsgeladene Atmosphäre gerät der Engländer Sean, seinerseits auf der Flucht vor sich selbst und dem, was er zu verantworten hat… und dann ist da noch die Schweinezucht im Wald, der zum Hof gehört. Sanglochons zieht der Vater dort. Eine Kreuzung zwischen schwarzen Hausschweinen und Wildschwein.

Gillian Flynn „Gone Girl- Das perfekte Opfer“

Was für eine Geschichte! Erst war ich mir nicht sicher, dann dachte ich zunehmend: doch, Nick Dunne hat seine Frau getötet… vielleicht… oder sie ist einem anderen Verbrechen, dem eines Fremden zum Opfer gefallen? Aber es spricht doch immer mehr gegen ihn: so wie er sich beschreibt, wie er beschrieben wird, die Indizien, vor allem aber die Tagebucheinträge seiner Frau Amy, die im ersten Teil immer wieder zwischen die aktuellen Ereignisse geschoben werden…
Und dann kommt es doch ganz anders. Ich war entsetzt und die Geschichte entwickelte einen Sog, der mich unaufhörlich mitriss. Ich las die ganze Nacht hindurch. Gegen 5.30 Uhr blätterte ich die letzte Seite um … und saß dann fassungslos noch eine ganze Weile auf meiner Couch, während es draußen langsam hell wurde… glücklicherweise hatte ich gerade Urlaub und konnte den Nachtschlaf am Tag nachholen.

Hervé Le Tellier „Neun Tage in Lissabon“

Ein trauriges Buch. Für mich jedenfalls. Das ist, wie es mich zurücklässt, nachdem die letzte Seite, der letzte Satz gelesen sind.
Mein erster Gedanke, als ich das Buch schloss, war: ‚Der Arme- so unfähig zu lieben!“ Dabei meine ich nicht DIE Liebe zwischen zwei Menschen, die Verliebtheit, das sich- zueinander- hingezogen- fühlen, dieses Gefühl der Ausschließlichkeit und alles was damit zusammenhängt bzw. darauf folgt. Nein, ich meine die allgemeine Fähigkeit zu lieben, das Leben, andere Menschen, die Natur, Musik und was sonst noch alles liebenswert ist.

Julian Barnes Das Ende einer Geschichte“

Diese Geschichte stimmte mich sehr nachdenklich. Sie erzählt von einem, der sich am Ende seines Lebens wähnt und dieses sehr abgeklärt an sich vorüberziehen sowie den Leser daran teilhaben lässt. Der Protagonist ist ein Mann im Ruhestand. Im ersten Teil beschreibt er sein Leben, insbesondere seine Jugend und seine erste große Liebe. Der Rest wird auf nur wenigen Seiten fast stenografisch zusammengefasst. Alles in einem Ton, der Abstand, Akzeptanz, Sicherheit der Erinnerung vermittelt. Kein Hadern, kein Aufbegehren, kein Bedauern… es wirkt ein wenig so, als hätte der Protagonist abgeschlossen und warte nur noch auf das Ende. Am Ende des ersten Teils sagt er: „Das ist dann ein Leben, nicht wahr? Ein paar Erfolge, ein paar Enttäuschungen. Für mich war es interessant, aber ich würde mich nicht beklagen oder wundern, wenn andere das anders sähen.“

Carla Guelfenbein „Die Frau unseres Lebens“

Eine Frau und zwei Männer. Das klingt schon im Titel an. Aber es geht um viel mehr als das.
Theo, der Erzähler, ist ein zurückhaltender Mensch. Antonio, ein chilenischer Student im englischen Exil, wirkt auf ihn wie eine gespannte Bogensehne- ruhig, konzentriert und im richtigen Moment kraftvoll hervorschnellend. Die Freundschaft zu ihm empfindet Theo als Geschenk, das ihn aus seiner normalen Welt herausholt, heraushebt. Clara, Antonios Freundin, fasziniert Theo. Sie tanzt, sie zeichnet, sie schreibt Tagebuch… Als Theo erfährt, dass Antonio und Clara kein Paar sind, wagt er sich näher und es entsteht eine zarte Beziehung. Soweit eine alltägliche Geschichte.

Timur Vermes „Er ist wieder da“

Adolf Hitler erwacht 2011 auf einer Brache mitten in Berlin. Was wäre wenn- so die Idee, die Timur Vermes in seinem Roman spinnt und erschreckend realistisch darstellt. Genau so könnte es ablaufen. Niemand realisiert, was der Typ wirklich will, obwohl er es deutlich sagt und sogar die Phrasen von damals verwendet (in dem Buch ist er ja auch der Echte, der von damals). Alle lachen über das, was er von sich gibt- genau wie 1933, als auch viele Intellektuelle meinten, dass der Typ sich nicht lange halten würde.

Susan Abulhawa „Während die Welt schlief“

„In einer fernen Zeit, ehe die Geschichte über die Hügel gefegt kam und Gegenwart und Zukunft auslöschte, ehe ein Sturm das Land packte und ihm Namen und Charakter austrieb, ehe Amal geboren wurde, gab es östlich von Haifa ein kleines, friedliches, von der Sonne verwöhntes Dorf mit offenen Grenzen, das von Feigen- und Olivenbäumen lebte.“

Oskar Roehler „Herkunft“

Es ist verfilmt worden, dieses Buch. Großartig besetzt und sicher ebenso gespielt. Ich sah nur den Trailer, denn ich las damals gerade das Buch. Vielleicht sehe ich den Film später noch. Als ich jedoch mit dem Buch fertig war, verspürte ich nicht das Bedürfnis, auch noch von anderen geschaffene Bilder dazu zu sehen. Ich hatte genug davon in meinem Kopf.
In eindrucksvoller Sprache beschreibt Roehler die Kindheit und Jugend eines Mannes, der in den sechziger Jahren geboren wurde und keinen Halt findet. Seine Eltern sind wilde 68er, die sich nicht nur nicht um ihn kümmern, sondern ihn ganz offensichtlich mit keiner einzigen Zelle ihres Herzens lieben. So werden sie jedenfalls dargestellt. Das Kind stört nur und das wird ihm von Anfang an verdeutlicht. Doch das Kind hat Lebenswillen und sorgt dafür, dass man es zur Kenntnis nimmt. 

Lucinda Riley

„Das Orchideenhaus“, „Der Lavendelgarten“, „Die Mitternachtsrose“  

Lucinda Riley schreibt Romane, die sich wunderbar dafür eignen, abzutauchen. So habe ich das jedenfalls bei allen drei Romanen empfunden, die ich im Laufe der letzten beiden Jahre las.

Linn Ullmann „Die Lügnerin“

Familiengeschichte durchsetzt mit Lügengeschichten… sagt der Titel ja: es handelt sich um eine Lügnerin. Über weite Strecken fand ich es anstrengend zu lesen, dieses Buch. Ihre Ausflüge in die Welt der Phantasie, wenn sie bspw., als Mann verkleidet, 4 Männer unter den Tisch säuft und sich den, der am längsten durchhielt, über die Schulter wirft und mit nach Hause nimmt, lenken oft von der eigentlichen Geschichte ab. Es erschien mir, als wollte sie das Ganze nicht so ernst nehmen, als wollte sie die eigentliche Geschichte nicht zu nah an sich heranlassen, sie abwehren, indem sie skurrile Geschichten in sie hineinwebt.

Kathryn Stockett „Gute Geister“

Wieder ein wundervolles, fesselndes Buch! J
Die Geschichte spielt im US- Staat Mississippi zu Beginn der 1960er Jahre. Der Zeit in der Menschen mit schwarzer Hautfarbe immer noch als Neger bezeichnet wurden und als Menschen zweiter Klasse kaum Rechte hatten. Sie sind die guten Geister in den Häusern der Weißen, in denen sie für einen Hungerlohn die Arbeiten erledigen, für die jene sich zu schade sind: Putzen, Kochen, Kinder erziehen.

Jonas Jonasson „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“

So skurril wie der Titel, ist die ganze Geschichte. Aber es macht- im Unterschied zur Lügnerin von Linn Ullmann, Spaß, sie zu lesen. Vielleicht liegt das daran, dass hier bei Jonasson von Anfang an nichts ernsthaftes behauptet und demzufolge solches auch nicht erwartet wird?! Dieser Roman ist von Anfang bis Ende Phantasie, eine Geschichte, die spielerisch durch das Leben eines Mannes und damit, da dieser bereits 100 Jahre alt ist, auch durch ein ganzes Jahrhundert Menschheitsgeschichte führt.

Eugen Ruge „In Zeiten des abnehmenden Lichts“

„In Slawa wurden jetzt die Kartoffeln gemacht, die ersten Feuer rauchten schon, das Kartoffelkraut brannte, und wenn erst mal das Kartoffelkraut brannte, dann war sie gekommen, unwiderruflich: die Zeit des abnehmenden Lichts.“ Daran denkt die Großmutter in diesem Buch, Nadjeshda Iwanowna, auch Baba Nadja genannt. Sie ist Russin und als Schwiegermutter in die DDR gekommen. Ihre Tochter hatte einen deutschen Kommunisten geheiratet und sie zu sich geholt, als sie zu alt wurde, um allein zu leben.
Der Roman stellt in Zeitsprüngen hin und zurück das Leben mehrerer Generationen einer Familie in einem Ort nahe Berlins dar. Den Stumpfsinn, den Schwachsinn, die Dummheit der Funktionäre und derer, die ihnen folgten, weil sie „etwas“ erreichen wollten. Das wenige das überhaupt möglich war.

Carlos Ruiz Zafon “

„Das Spiel des Engels“, „Der Schatten des Windes“, „Der Gefangene des Himmels

Zuerst habe ich vor vielen Jahren das Buch „Der Schatten des Windes“ gelesen. Meine Tochter hatte es sich gekauft und mir geliehen. Sie liebt Bücher wie ich und meinte, dass ein Buch, in dem es um einen „Friedhof der vergessenen Bücher“ gehe,  mich einfach interessieren müsse. Wie recht sie hatte! J Inzwischen waren wir beide in Barcelona und wandelten auf den Spuren Carlos Ruiz Zafons (es gibt einen entsprechenden Reiseführer, den wir dabei hatten). Die beiden anderen Bücher der Barcelona Trilogie von Zafon hatte keine von uns zu diesem Zeitpunkt gelesen. Inzwischen habe ich das nachgeholt. Meine Tochter schenkte mir die beiden „fehlenden“ Bände zu Weihnachten und ich habe sie inzwischen „verschlungen“.