Samstag, 5. Juli 2014

Hervé Le Tellier „Kein Wort mehr über Liebe“

Der Titel mutet grotesk an, denn es geht in diesem Buch um die Liebe, um Beziehungen zwischen Menschen, um all die Facetten der Liebe.
Zwei Dreiecksbeziehungen, genau beobachtet und feinfühlig beschrieben:
Zwei verheiratete Frauen verlieben sich je in einen einsamen Mann. Die eine entscheidet sich schließlich, mit jenem einen Neuanfang zu wagen. Die andere wagt einen Neuanfang mit dem „alten“, dem vertrauten Mann, dem, mit dem sie schon verheiratet ist.

Nach der Lektüre von „Neun Tage in Lissabon“ war ich traurig. Nach diesem Buch dachte ich: Warum heißt das Buch „Kein Wort mehr über Liebe“? Der Titel klingt nach Desillusionierung: Die Liebe gibt es nicht. Es tut immer irgendwie weh. Schön ist es höchstens ganz am Anfang…
Dabei sind die Geschichten, die Tellier erzählt aus meiner Sicht nicht so. Jede der Figuren geht bereichert weiter. Schöne Erinnerungen nehmen alle mit und was, wenn nicht dies, ist wichtig?
Gut, bei einigen Beteiligten gibt es eine gewisse Wehmut, Schmerz auch… aber das gehört dazu zum Leben allgemein und zum Lieben im Besonderen...
Wie sagt man: auf Sonne folgt Regen und darauf wieder Sonne usw.- fehlte eines, gäbe es kein Leben…
„Kein Wort mehr über Liebe“ bedeutet wohl eher: wozu darüber reden? Kein WORT mehr darüber! Es ist was es ist- frei nach dem Gedicht von Erich Fromm

„Was es ist“

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe



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