Samstag, 5. Juli 2014

Julian Barnes Das Ende einer Geschichte“

Diese Geschichte stimmte mich sehr nachdenklich. Sie erzählt von einem, der sich am Ende seines Lebens wähnt und dieses sehr abgeklärt an sich vorüberziehen sowie den Leser daran teilhaben lässt. Der Protagonist ist ein Mann im Ruhestand. Im ersten Teil beschreibt er sein Leben, insbesondere seine Jugend und seine erste große Liebe. Der Rest wird auf nur wenigen Seiten fast stenografisch zusammengefasst. Alles in einem Ton, der Abstand, Akzeptanz, Sicherheit der Erinnerung vermittelt. Kein Hadern, kein Aufbegehren, kein Bedauern… es wirkt ein wenig so, als hätte der Protagonist abgeschlossen und warte nur noch auf das Ende. Am Ende des ersten Teils sagt er: „Das ist dann ein Leben, nicht wahr? Ein paar Erfolge, ein paar Enttäuschungen. Für mich war es interessant, aber ich würde mich nicht beklagen oder wundern, wenn andere das anders sähen.“

Doch dann erhält er im zweiten Teil einen Brief, in dem ihm mitgeteilt wird, dass er in einem Testament bedacht wurde. Das was er erbt ist zwar auch eine kleine Summe Geld, aber viel wichtiger an diesem Erbe ist ein Tagebuch. Das Tagebuch eines Freundes, der sich bereits als junger Mann das Leben nahm… Dieser Teil des Erbes wird jedoch zurückgehalten und die Anstrengungen und Nachforschungen, die er unternimmt, um es zu erlangen, lassen die Gewissheit seiner Erinnerungen, wie sie im ersten Teil des Buches geschildert wurden, ins Wanken geraten. Wie war es damals wirklich? Erinnert er sich richtig? Was ist überhaupt Wahrheit? Ist Erinnerung nicht immer sowieso subjektiv und gefärbt auch von dem, was danach kommt?

Spannend zu lesen und am Ende wird zwar vieles aufgeklärt, aber es bleibt auch Raum für Spekulationen, für’s Weiterspinnen... und vor allem dafür, darüber nachzudenken, wie es mit den eigenen Erinnerungen steht.



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