Samstag, 26. Juli 2014

James Joyce „Dubliner“

(In der Übersetzung und mit Anmerkungen von Harald Raykowski)

Ich hab mich gequält. Aber vielleicht liegt das auch an meiner Stimmung? Obwohl die eigentlich ganz gut ist... Vielleicht lese ich sie später noch einmal alle und finde sie dann ganz wundervoll?
Im Moment jedenfalls habe ich das Gefühl von Unzufriedenheit beim Lesen. Von Traurigkeit auch bis hin zu depressiver Stimmung. Das muss nicht sein...


Der Stil ist beeindruckend. Die Figuren so beschrieben, dass sie aus dem Buch steigen und sich in eine Ecke hocken. Nein, sie setzen sich nicht aufs Sofa! Sie sind gedrückt, zerdrückt und so jemand nimmt nicht Platz auf einer weißen Couch. Sie hocken in der Ecke, lungern im Flur… und beobachten mich… aus trüben Augen in geröteten Gesichtern unter dunklen, regennassen Hüten hervor, den Kragen des braunen Wettermantels hochgeschlagen und stets in gebückter Haltung... 

Die Stimmung im Dublin der Jahrhundertwende, eingefangen in diesen Geschichten. Armut. Regen. Suff. Düsternis. Trauer. Nur selten mal ein Lachen, eine Fröhlichkeit. Eher noch Durchtriebenheit. Gemeinheit auch. Und Sehnsucht, davon aber auch nur ansatzweise. Es scheint, dass selbst dies verloren ging. Von Hoffnung ganz zu schweigen. Dann eher Flucht in den Wahnsinn. Und immer wieder diese tiefe Traurigkeit...

Zwölf von fünfzehn Geschichten habe ich gelesen. Jetzt höre ich auf. Ich will mich nicht weiter in diese Stimmung begeben, auch wenn Joyce unbestreitbar zu den Großen der Literatur gehört. Jede dieser Dubliner Geschichten hat das Zeug für einen ganzen Roman. Auch das etwas, was mich hibbelig macht: immer wenn ich eingetaucht bin in das Leben der Figuren, dann endet die Geschichte und eine neue beginnt... 

Vielleicht muss man das Buch auch anders lesen? Eine Geschichte und diese wirken, die Gedanken darum kreisen, sie sich im Innern entfalten lassen? Kann sein. Aber meine Stimmung ist im Moment nicht dafür geeignet. Vielleicht ein andermal. Vielleicht, wenn es jemanden gibt, der das Buch mit mir gemeinsam liest, mit dem ich mich darüber austauschen kann? Das könnte dann unter Umständen auch ein Mittel gegen die aufkommende düstere Stimmung sein, weil die Geschichten nicht einfach nur wirken, sondern aus verschiedenen Richtungen betrachtet werden… nun, ich werde sehen... mir fällt nur niemand ein, der "so was" lesen mag... nun ja, ich lese ja auch gern anderes, aber ich möchte mich eben auch mit dieser Literatur beschäftigen...

Empfehlenswert sind sie auf jeden Fall aus oben genannten Gründen, aber auch für Menschen, die nach Irland, speziell nach Dublin, reisen und auf den Spuren von Joyce wandeln wollen.

Ach, und noch etwas: die Anmerkungen und Erklärungen des Übersetzers sind eine sehr bereichernde Ergänzung. :)

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