Es ist verfilmt
worden, dieses Buch. Großartig besetzt und sicher ebenso gespielt. Ich sah nur
den Trailer, denn ich las damals gerade das Buch. Vielleicht sehe ich den Film
später noch. Als ich jedoch mit dem Buch fertig war, verspürte ich nicht das
Bedürfnis, auch noch von anderen geschaffene Bilder dazu zu sehen. Ich hatte
genug davon in meinem Kopf.
In eindrucksvoller
Sprache beschreibt Roehler die Kindheit und Jugend eines Mannes, der in den
sechziger Jahren geboren wurde und keinen Halt findet. Seine Eltern sind wilde
68er, die sich nicht nur nicht um ihn kümmern, sondern ihn ganz offensichtlich
mit keiner einzigen Zelle ihres Herzens lieben. So werden sie jedenfalls
dargestellt. Das Kind stört nur und das wird ihm von Anfang an verdeutlicht.
Doch das Kind hat Lebenswillen und sorgt dafür, dass man es zur Kenntnis nimmt.
Die Eltern der Mutter sind reich, die Großmutter neurotisch, der Großvater selbstherrlich. Geld spielt keine Rolle, man lebt die Devise: mit Geld kann man alles kaufen. Die Eltern des Vaters haben sich ebenfalls ein Vermögen erarbeitet, leben aber eher zurückhaltend, fast spartanisch und das nicht nur in Bezug auf Materielles. Auch zwischenmenschlich sind Wärme und Liebe aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich. Der Junge, dessen Leben Roehler erzählt, lebt mal hier mal da. Anfangs wird er herumgereicht, später flieht er selbst von einem zum anderen. Sein Verhalten ist immer extrem. Er verletzt und zerstört, was er doch liebt, weil er Liebe, Wärme und Sicherheit zwar ersehnt, aber nicht ertragen, nicht daran glauben kann. Es nicht gelernt hat, daran zu glauben. Es war nie etwas sicher. Er musste immer auf der Hut sein, immer wachsam, konnte niemals sich treiben lassen.
Die Eltern der Mutter sind reich, die Großmutter neurotisch, der Großvater selbstherrlich. Geld spielt keine Rolle, man lebt die Devise: mit Geld kann man alles kaufen. Die Eltern des Vaters haben sich ebenfalls ein Vermögen erarbeitet, leben aber eher zurückhaltend, fast spartanisch und das nicht nur in Bezug auf Materielles. Auch zwischenmenschlich sind Wärme und Liebe aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich. Der Junge, dessen Leben Roehler erzählt, lebt mal hier mal da. Anfangs wird er herumgereicht, später flieht er selbst von einem zum anderen. Sein Verhalten ist immer extrem. Er verletzt und zerstört, was er doch liebt, weil er Liebe, Wärme und Sicherheit zwar ersehnt, aber nicht ertragen, nicht daran glauben kann. Es nicht gelernt hat, daran zu glauben. Es war nie etwas sicher. Er musste immer auf der Hut sein, immer wachsam, konnte niemals sich treiben lassen.
Es gab Momente in
denen ich es weglegen wollte, dieses Buch, weil ich die Beschreibung der immer
neuen Eskapaden dieses heranwachsenden Mannes nicht mehr ertragen konnte. Aber
es gab immer Situationen, in denen er mich anrührte, in denen ich ihn verstand
und in denen ich hoffte, er würde doch noch den Weg in ein erfüllendes Leben
finden. Und so las ich weiter. Bis zum Schluss. Nein es gibt keinen wirklich
positives Ende. Es ist offen gelassen. Kann sein, dass er es schafft, glücklich
zu werden. Kann aber auch sein, dass er es gegen den Baum fährt, immer wieder,
so lange bis der Crash dann eines Tages tödlich endet.
Was mich besonders
beschäftigt hat und was auch ausführlich beschrieben wird, ist das Schicksal
der Menschen, die den Krieg erlebten. Die Generation, die im Westen das
Wirtschaftswunder hervorbrachte. Sie hatten nach dem Ende des Krieges nur zwei
Möglichkeiten: sterben oder das Grauen des Erlebten verdrängen und die Ärmel
hochkrempeln, um zu leben, um Lebensgrundlagen zu schaffen. Sie entschieden
sich für letzteres, erschufen materielle Werte, häuften Reichtum an und
betäubten eventuell aufkommende Gefühle mit Arbeit und/ oder Alkohol. Ihren
Kindern und Enkeln gelang das Leben oft nicht, obwohl sie doch augenscheinlich
so viel bessere Voraussetzungen hatten: keine Bomben, kein Hunger, keine
existenziellen Sorgen. Nur eines fehlte ihnen: Liebe, Wärme, wirkliche Nähe.
Diese Fähigkeiten hatten ihre Eltern in ihrem Innern gut verschließen müssen,
um überleben zu können. Ich frage mich manchmal, wie das kommt: die Generation,
die den Krieg erlebt hat, erlebte in ihrer Kindheit oft Mangel sowohl im
materiellen, wie auch im seelischen. Es fehlte an allem und für liebevollen
Umgang mit den Kindern blieb erst recht kein Raum. Woher nahmen diese Menschen
die Kraft, etwas aufzubauen, das so zerstört war? Wenn ich mir nur die Bilder
der zerbombten Städte anschaue, die Berge von Trümmern… Da hin zu gehen und
aufzuräumen, nach und nach alles wieder aufzubauen. Muss man durch die Hölle
gegangen sein, um dafür die Kraft zu haben? Die folgenden Generationen
resignieren schon bei viel geringeren Hindernissen. Dabei müssten sie doch noch
viel mehr Kraft haben, sie, die immer gut genährt, oft auch sehr geliebt und
umsorgt aufgewachsen sind. Aber dem ist nicht so! Wirken die Grauen des Krieges
jetzt erst nach? Bricht sich jetzt die Erinnerung, die Verzweiflung Bahn, die
inzwischen vor fast 70 Jahren so erfolgreich verdrängt und in körperliche und
Willenskraft umgewandelt wurde? Gibt es ein genetisches Gedächtnis für grausame
Erlebnisse? Manchmal scheint es mir so. Aber das wäre zu einfach gedacht. Es
ist viel komplizierter und hängt von so vielem ab- das hat Roehler
eindrucksvoll beschrieben.
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