„Eine ebenso originelle
wie mitreißende Liebeskomödie“ schreibt The Times. So steht es auf dem hinteren
Buchdeckel. Diese Meinung teile ich nicht. Denn Grace Lisa Vandenburg, die
Protagonistin, hat eine Zwangsstörung. Sie muss alles zählen: Schritte, die Anzahl
der Borsten ihrer Zahnbürste etc. Als Ich- Erzählerin beschreibt sie
detailgetreu was sie denkt, was geschieht, auch was sie fühlt.
Grace erzählt auf eine
sehr sachliche Weise bzw. wirkt es oft sehr sachlich, weil sie immer wieder
Bezüge zu Zahlen herstellt... vielleicht auch, weil sie sich wegen ihrer
Krankheit keine emotionalen Ausbrüche leisten kann... weil sie das aus der Bahn
werfen würde... Ich bin mir nicht sicher... Nebenbei erfährt man viel über
Nikola Tesla, einen Erfinder, Physiker und Elektroingenieur, geboren 1856 in
Kroatien, den sie sehr bewundert, sowie- natürlich- über Zahlen und deren
Geschichte. Oft musste ich lachen, weil sie auf andere Menschen so sachlich
reagiert, dass Situationskomik entsteht, die sie aber nicht zu empfinden
scheint.
Grace lernt irgendwann
einen Mann kennen, Seamus O’Reilly, der von ihr fasziniert ist und versucht zu
ergründen, warum sie so ist, wie sie ist. Und dann versucht er ihr zu helfen,
weil er meint, dass sie Hilfe braucht. Er sorgt dafür, dass sie eine Therapie
beginnt und Psychopharmaka nimmt. Was das mit ihr macht, beschreibt sie
ebenfalls völlig sachlich. Manchmal gibt es da einen Ausdruck von Verwunderung,
aber sie berichtet stets so, dass man den Eindruck hat, dass das alles nicht
ihr geschieht, als würde sie sich von außen beobachten.
Als ich es ausgelesen
hatte, hielt ich das Buch in der Hand und dachte: ja, eine Liebesgeschichte ist
es… eine schöne… eine, die nicht nur über die Liebe zwischen Grace und Seamus
erzählt, sondern auch über die Liebe zu sich selbst, zu Geschwistern, zu
Eltern, zu Dingen… und in diesem Fall zu Zahlen... Eine Geschichte, die etwas
Wesentliches deutlich macht: wie wichtig es ist, sich selbst so anzunehmen, wie
man ist und die Menschen, die man liebt, akzeptieren zu können, wie sie sind,
auch wenn man nicht jede ihrer Verhaltensweisen nachvollziehen kann. Natürlich
muss man Kompromisse machen, muss man sich annähern... aber die Grundstruktur
darf nicht in Frage gestellt werden, wenn es harmonieren soll...
Insofern stimme ich mit
dem Zitat aus der „Brigitte“ überein, das ebenfalls auf dem Buchdeckel
abgedruckt ist:
„Ein hinreißendes
Plädoyer für alle kleinen und selbst die größeren menschlichen Macken“.
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