Samstag, 5. Juli 2014

Linn Ullmann „Die Lügnerin“

Familiengeschichte durchsetzt mit Lügengeschichten… sagt der Titel ja: es handelt sich um eine Lügnerin. Über weite Strecken fand ich es anstrengend zu lesen, dieses Buch. Ihre Ausflüge in die Welt der Phantasie, wenn sie bspw., als Mann verkleidet, 4 Männer unter den Tisch säuft und sich den, der am längsten durchhielt, über die Schulter wirft und mit nach Hause nimmt, lenken oft von der eigentlichen Geschichte ab. Es erschien mir, als wollte sie das Ganze nicht so ernst nehmen, als wollte sie die eigentliche Geschichte nicht zu nah an sich heranlassen, sie abwehren, indem sie skurrile Geschichten in sie hineinwebt.


Immer wieder aber fühlte ich mich hineingezogen in die Geschichte, z.B. wenn es um die Großeltern ging, die in den dreißiger Jahren in New York lebten, sich dort etwas aufbauten oder auch die Beschreibungen von Tanten und anderen Verwandten. Vieles jedoch bleibt unklar, obwohl ich das Buch letztlich doch bis zum Ende durchgelesen habe: was ist mit ihrer Schwester- hat sie sich das Leben genommen oder vermutet die Hauptfigur das nur oder bin gar nur ich diejenige, die dies aufgrund der Stimmung in den letzten Kapiteln denkt? Was ist mit ihr selbst eigentlich los? Warum lügt sie? Warum lebt sie allein? Durch die häufigen Sprünge und skurrilen Einwürfe, bin ich nicht dahinter gestiegen… und das macht mich unzufrieden… noch dazu, wenn auf dem Buchdeckel steht, dass dies das Buch ist, mit dem Linn Ullmann berühmt wurde…


Manchmal frage ich mich, ob eine Geschichte, wenn sie schön verworren ist und niemand sie so wirklich versteht, die größten Chancen hat, ihren Verfasser berühmt zu machen? Die Kritiker, die dieses Buch lesen, können ja schlecht sagen, dass sie es nicht verstehen, selbst wenn dem so wäre- wie stünden sie da? Also erklären sie, dass dieses Buch genial sei, wortgewaltig, raffiniert konstruiert und schwupp- ist es ein Bestseller! Nun ja, ich weiß es nicht, ich fand es nur schade, dass meine Überwindung, doch immer wieder weiterzulesen letztlich nicht zu Befriedigung geführt hat. Nicht dass ein Buch mir alles bis ins Kleinste erzählen muss, nein! Ich liebe offenes Ende oder Metaphern, aber es muss irgendwie erschließbar sein… vielleicht fehlt mir bei dieser Geschichte ja auch nur der richtige Zugang? Egal! Ich würde es jedenfalls nicht verschenken oder weiterempfehlen. 

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