Familiengeschichte
durchsetzt mit Lügengeschichten… sagt der Titel ja: es handelt sich um eine
Lügnerin. Über weite Strecken fand ich es anstrengend zu lesen, dieses Buch.
Ihre Ausflüge in die Welt der Phantasie, wenn sie bspw., als Mann verkleidet, 4
Männer unter den Tisch säuft und sich den, der am längsten durchhielt, über die
Schulter wirft und mit nach Hause nimmt, lenken oft von der eigentlichen
Geschichte ab. Es erschien mir, als wollte sie das Ganze nicht so ernst nehmen,
als wollte sie die eigentliche Geschichte nicht zu nah an sich heranlassen, sie
abwehren, indem sie skurrile Geschichten in sie hineinwebt.
Immer wieder aber
fühlte ich mich hineingezogen in die Geschichte, z.B. wenn es um die Großeltern
ging, die in den dreißiger Jahren in New York lebten, sich dort etwas aufbauten
oder auch die Beschreibungen von Tanten und anderen Verwandten. Vieles jedoch
bleibt unklar, obwohl ich das Buch letztlich doch bis zum Ende durchgelesen
habe: was ist mit ihrer Schwester- hat sie sich das Leben genommen oder
vermutet die Hauptfigur das nur oder bin gar nur ich diejenige, die dies
aufgrund der Stimmung in den letzten Kapiteln denkt? Was ist mit ihr selbst
eigentlich los? Warum lügt sie? Warum lebt sie allein? Durch die häufigen
Sprünge und skurrilen Einwürfe, bin ich nicht dahinter gestiegen… und das macht
mich unzufrieden… noch dazu, wenn auf dem Buchdeckel steht, dass dies das Buch
ist, mit dem Linn Ullmann berühmt wurde…
Manchmal
frage ich mich, ob eine Geschichte, wenn sie schön verworren ist und niemand
sie so wirklich versteht, die größten Chancen hat, ihren Verfasser berühmt zu
machen? Die Kritiker, die dieses Buch lesen, können ja schlecht sagen, dass sie
es nicht verstehen, selbst wenn dem so wäre- wie stünden sie da? Also erklären
sie, dass dieses Buch genial sei, wortgewaltig, raffiniert konstruiert und
schwupp- ist es ein Bestseller! Nun ja, ich weiß es nicht, ich fand es nur
schade, dass meine Überwindung, doch immer wieder weiterzulesen letztlich nicht
zu Befriedigung geführt hat. Nicht dass ein Buch mir alles bis ins Kleinste
erzählen muss, nein! Ich liebe offenes Ende oder Metaphern, aber es muss
irgendwie erschließbar sein… vielleicht fehlt mir bei dieser Geschichte ja auch
nur der richtige Zugang? Egal! Ich würde es jedenfalls nicht verschenken oder
weiterempfehlen.
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