Eine
Frau und zwei Männer. Das klingt schon im Titel an. Aber es geht um viel mehr
als das.
Theo,
der Erzähler, ist ein zurückhaltender Mensch. Antonio, ein chilenischer Student
im englischen Exil, wirkt auf ihn wie eine gespannte Bogensehne- ruhig,
konzentriert und im richtigen Moment kraftvoll hervorschnellend. Die
Freundschaft zu ihm empfindet Theo als Geschenk, das ihn aus seiner normalen
Welt herausholt, heraushebt. Clara, Antonios Freundin, fasziniert Theo. Sie
tanzt, sie zeichnet, sie schreibt Tagebuch… Als Theo erfährt, dass Antonio und
Clara kein Paar sind, wagt er sich näher und es entsteht eine zarte Beziehung.
Soweit eine alltägliche Geschichte.
Claras
Vater gehört zu den Männern, die unter Pinochet abgeholt wurden und
anschließend verschollen blieben. Antonios Bruder fällt im Widerstandskampf.
Das Leben der beiden ist politisch und steht damit im Gegensatz zu dem, was
Theo kennt… und es verändert seine Sicht auf die Welt…
Nach
dem für die drei schicksalhaften Sommer 1986 bricht die Beziehung ab. Theo wird
Kriegsberichterstatter und ist unfähig, dauerhafte Beziehungen aufzubauen.
Fünfzehn
Jahre später läd ihn Antonio nach Chile ein. Theo reist zu ihm und trifft dort
auch Clara wieder.
Im
Laufe des folgenden Jahres wird sich Theo darüber klar, dass „… die
Vergangenheit eine geschmeidige Masse war, die sich bei Berührung veränderte.“
Er löst sich aus seiner Starre, die fünfzehn Jahre anhielt, in die er gefallen
war durch sein schlechtes Gewissen, durch seine Wut, durch seine Verwirrung
bezüglich der Geschehnisse in jenem Sommer und der Unmöglichkeit mit den beiden
weiter zu kommunizieren. Er hatte seine Sicht auf die Geschehnisse, Clara und
Antonio eine andere. Da sie sich nicht darüber austauschten, blieben alle
Gefangene ihrer Gedanken. Clara fasst das mit den Worten zusammen: „Du weißt
ja, was immer wir sagen, tun oder lassen, hat für jemand anderen eine andere
Bedeutung.“
Auch
wenn die Politik, die Dramen, die sich in Chile damals abspielten, eine Rolle
übernehmen in diesem Buch, geht es doch viel mehr um zutiefst menschliche
Eigenheiten: wie sehr darf ich in das Leben eines Menschen eingreifen? Muss ich
ihn um Erlaubnis fragen? Rechtfertigt meine Zuneigung zu ihm eine Entscheidung
meinerseits, über seinen Kopf hinweg zu handeln? Und schließlich: welche
Grenzen hat die Kommunikation?
Dies
alles ist aus meiner Sicht wundervoll geschrieben. Langsam, aber nicht zäh,
gerade richtig. Ein sehr lesenswertes Buch, das sehr zum Nachdenken anregt.
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