Donnerstag, 5. November 2015

Rolf Lappert „Über den Winter“

Was will der Autor mir mit seinem Text sagen? Diese Frage stellte ich mir beim Lesen dieses Buches immer wieder. Ich gab die Hoffnung nicht auf, dass es irgendwann heller werden würde, der Frühling käme, sozusagen. Nicht nur in der Natur, sondern auch im Leben des fast fünfzigjährigen Protagonisten Lennard Salm. Aber kann noch Frühling kommen im Herbst des Lebens? Oder geht es nur noch abwärts und hat alles eh keinen Sinn mehr?  
Salm, wie Lennard Salm meistens nur kurz heißt, hatte wohl eine Mutter, die unfähig war, ihren Kindern Wärme und Liebe zu geben. Die „nordische Königin“ nennt er sie. Der Vater war auch ein Opfer ungünstiger Lebensumstände, aber für ihn empfindet der Sohn liebevolle Zuneigung. Aus meiner Sicht der einzige, flackernde Lichtstreif. Der Vater wird beschrieben als einer, der selbst immer freundlich und verständnisvoll war. Der Sohn erlangt mit provokativer Kunst Berühmtheit, lebt eine Zeit lang in New York…
Der Leser lernt ihn jedoch erst kennen, als er in einer tiefen Sinnkrise steckt. Winter außen wie innen. 

Donnerstag, 29. Oktober 2015

Christopher Morley „Eine Buchhandlung auf Reisen“

Ich kaufte dieses Buch, weil ich selbst so gerne lese und mich also alles, was mit der Leidenschaft für Bücher zusammenhängt, magisch anzieht. Außerdem hatte mich der Roman „Das Lavendelzimmer“ von Nina George, in dem  eine „Literarische Apotheke“, eine ganz besondere Buchhandlung auf einem ehemaligen Lastkahn, eine große Rolle spielt, sehr beeindruckt und ich dachte, dass es mir mit diesem Buch ebenso gehen könnte.
Dem war nicht ganz so. Aber es ist ein durchaus unterhaltsame und anregende Geschichte… Einige der Bücher, auf die im Text Bezug genommen wird, werde ich sicher noch lesen.

Mittwoch, 28. Oktober 2015

Cristina Caboni „Die Rosenfrauen“

Den Titel fand ich etwas verwirrend, denn es geht zwar auch um Rosen, aber aus meiner Sicht nur am Rande. In der Hauptsache geht es um Parfüm.
Eine junge Florentinerin sieht sich zu Beginn des Buches vor den Scherben einer Liebesbeziehung. Dieser Bruch in ihrem Leben führt sie jedoch zurück zu dem, was sie besonders gut kann. Eine „Nase“ wird sie genannt, denn sie kann die einzelnen Duftstoffe, aus denen ein Parfüm kreiert wurde, identifizieren. Ich kann mir das kaum vorstellen. Wenn ich an den geöffneten Türen einer großen Parfumerie vorbei gehe, habe ich das Gefühl, gar nichts mehr zu riechen, als diesen durchdringenden süßen, schweren Duft. Ich glaube manchmal sogar ihn auf der Zunge zu spüren!
Genau das wird in diesem Buch auch kritisiert, dass Kunden sich gar nicht wirklich für ein Parfüm entscheiden können, weil ihre Geruchsnerven schon benebelt sind, wenn sie eine große Parfumerie betreten. Die meisten kaufen dann irgendeine gängige oder angepriesene Marke, die manchmal nicht einmal zu ihnen passt.

Dienstag, 27. Oktober 2015

J. Courtney Sullivan „Die Verlobungen“

Mary Frances Gerety kreierte in den vierziger Jahren den Werbespruch
„A Diamant is forever“. Sie war Texterin bei N. W. Ayer & Son, einer US- amerikanischen Werbeagentur, deren bester Kunde über Jahrzehnte De Beers war. De Beers, die Firma, die Diamanten fördert und vertreibt. Frances hat mit jenem Werbespruch den Verkauf von Diamanten in den USA deutlich in die Höhe getrieben. Und sie hatte den Wunsch vieler Frauen, den Wunsch, den sie selbst nie hegte, jenen nach Heirat und ewiger Liebe, mit dem Wunsch nach einem Diamanten verbunden.
1999, kurz vor Frances Tod, wurde dieser Spruch zum Slogan des Jahrhunderts ernannt. Damit hatte die Zeit ihres Lebens unabhängige und unverheiratete Mary Frances Gerety nicht gerechnet, als sie eines Nachts den Spruch erdachte. 

J. Courtney Sullivan beschreibt jedoch in diesem Buch nicht nur das Leben und die Arbeit von Frances Gerety. Sie verbindet diese Lebensgeschichte mit denen vierer Paare. Fünf Lebensgeschichten. Welche Verbindung haben diese Menschen miteinander? Es erschließt sich zunächst nicht. Man ahnt es zunehmend. Sicher ist man jedoch erst ganz am Ende. 
Darüber hinaus regt die Lektüre dieses Buches dazu an, über Diamanten, deren Produktion und Bedeutung nachzudenken sowie darüber, wie sehr die Werbung unsere Wünsche steuert. Aber auch die Rolle der Frau und der Sinn oder Unsinn der Institution Ehe wird in den Geschichten thematisiert. 

Jenny Erpenbeck „Heimsuchung“

Die Geschichte eines Hauses und was es in etwa 100 Jahren erlebt. Das kurz gesagt der Inhalt.
Ich habe mich das auch schon manchmal gefragt, wenn ich ein altes Haus sah: Was erzählte es wohl, wenn es sprechen könnte? Welche Menschen haben es erbaut, darin gewohnt? Blieb es in der Familie oder wurde es verkauft? Wie lebten die Menschen, die das Haus behausten? Ging es harmonisch zu? Spielten sich Dramen darin ab?

Jenny Erpenbeck hat alle diese Fragen auf eine der vielen möglichen Weisen beantwortet. Für ein Haus, gelegen an einem märkischen See. Erbaut in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts sah es Menschen kommen und gehen, sah Freude und Leid, sah Frieden und Krieg… wird es am Ende abgerissen, um Platz zu schaffen für ein neues.

Die Geschichten derer, die das Land und das Haus bewohnten, werden unterbrochen und verbunden von den Geschichten über den Gärtner, der sie fast alle kannte. Alle, die dieses Stückchen Land belebten. Dieses Land, das der Gärtner so viele Jahre gestaltet und pflegt.

Jenny Erpenbeck „Gehen, ging, gegangen“

Ein emeritierter Professor mit viel Zeit, ungewohnt viel Zeit. Flüchtlinge aus verschiedenen afrikanischen Ländern, ebenfalls mit Zeit, viel Zeit. Der Professor nähert sich ihnen an. Er befragt sie zunächst nach ihrem Leben, ihrem Weg bis in diese Unterkunft in einem Berliner Vorort. Er sinnt nach über das Verhältnis des Menschen zur Zeit. In seinem Fall, aber auch im Falle dieser jungen Männer, die den ganzen Tag nichts tun dürfen, als zu warten…

Ohne zu werten, beschreibt Jenny Erpenbeck die Entwicklung der Beziehung zwischen dem Professor und den jungen Afrikanern. Sie erzählt deren Lebensgeschichten und zeichnet ihre Gedanken auf, die des Alten und die der Jungen. Es ist ein leises Buch, eines, das nachdenklich macht. Ich legte es immer mal beiseite, weil in meinem Kopf die Gedanken sich verselbständigten und von der Geschichte weg in meine eigene Vergangenheit und die mich umgebende Realität wanderten.
Die Fragen danach, was ein Mensch ist, was Zeit, welchen Wert die Erinnerung hat, was Freundschaft bedeutet, wirft Jenny Erpenbeck in diesem Buch ebenso auf, wie die Bedeutung von Sprache als Mittel der Verständigung, aber auch als Ursache von Missverständnissen.
Es ist ein leises Buch, eines, das langsam, aber unaufhaltsam auf- und anregt.


Es war für den Deutschen Buchpreis 2015 nominiert… und hat ihn nicht bekommen. Ich habe versucht, das zu verstehen und bin für mich zu dem Schluss gekommen, dass das Thema des Buches wohl zu aktuell ist. Den Preis hat einer bekommen, der in seinem Buch versucht, die Entstehungsgeschichte der RAF zu erklären. Ich habe es noch nicht gelesen. Sicher ist es auch ein gutes Buch. Aber es behandelt eben ein Thema, das lange zurück liegt. Da ist man auf der sicheren Seite. Da sticht man nicht womöglich in Wespennester. Da muss man keine Stellung beziehen, die womöglich irgendjemandem nicht gefallen könnte. Hätte „Gehen, ging, gegangen“ von Jenny Erpenbeck den Preis bekommen, hätten die Juroren sich aktuell- politisch positioniert. Für Menschlichkeit. Für eine Willkommenskultur gegenüber Flüchtlingen. Schade, dass sie diese Chance vertan haben!

Sonntag, 25. Oktober 2015

Thomas Hardy „Am grünen Rand der Welt“

Wessex, die Landschaft, die Hardy erfand für seine Geschichten. Weites Land, grüne, saftige Wiesen, Wälder. Vereinzelte Gehöfte, kleine Dörfer. Der Rand der Welt. Ruhig. Äußerlich ruhig. Doch Hardy schaut genauer hin. Schaut hinein in diese Welt. Und da ist es zwar immer noch grün, aber nicht mehr so ruhig, wie man es am Rand der Welt vermutet. Denn auch dort leben Menschen. Und Menschen haben nicht nur positive Eigenschaften. Auch nicht am Rand der Welt, wenn er auch noch so grün ist. Mit Neid, Missgunst, Hass und Gier muss auch hier jeder rechnen. Genauso wie natürlich mit allem Positiven, das der Mensch so an sich hat.
Und das beschreibt Thomas Hardy in diesem Roman. Den Kampf der Menschen mit sich, mit der Natur und eben auch jenen, den sie zu allen Zeiten mit- und gegeneinander austragen.
Im Mittelpunkt steht eine junge Frau, Bathsheba die eine Farm erbt. Sie steht ihren Mann, sie setzt sich durch und führt den Hof erfolgreich, entgegen aller Zweifel der Männerwelt. Eine ungewöhnliche Frau in Hardys Zeit, in der Frauen so etwas eben nicht zugetraut wurde. In der Frauen in der Mehrheit froh waren, wenn sie geheiratet wurden und sie sich um Herd und Haus und Kinder kümmern durften. Eine Zeit, in der sich Männer wie Frauen darüber wunderten, wenn eine Frau diese Träume nicht teilte, sondern selbstbestimmt leben wollte.

Sonntag, 11. Oktober 2015

John Strelecky „Das Café am Rande der Welt“

Der Untertitel klingt ein bisschen dramatisch: „Eine Erzählung über den Sinn des Lebens“.
Aber letztlich ist es eine dieser kleinen Erzählungen, die einen innehalten lassen. Die dazu auffordern, darüber nachzudenken, was man hier eigentlich macht auf dieser Welt mit der begrenzten Zeit, die man hat.
Drei Fragen stehen auf der Speisekarte dieses Cafés:
1. Warum bist du hier?
2. Hast du Angst vor dem Tod?
3. Führst du ein erfülltes Leben?
Jeder wird diese Fragen anders beantworten. Nicht jeder hat die gleiche Idee von einem erfüllten Leben. Manch einer ist glücklich mit Haus, Garten, Kindern, Enkeln und Hund. Ein anderer lebt lieber in einem Wohnwagen, um sich die Welt ansehen zu können und so wenig wie möglich gebunden zu sein.

Dieses Büchlein lässt alles möglich erscheinen. Aber es macht doch recht eindringlich klar, dass es gut ist, von Zeit zu Zeit sein eigenes Café am Rande der Welt, am Rande seiner eigenen Welt, aufzusuchen und sich ganz ehrlich diese Fragen zu stellen und auch zu beantworten. Immer mal wieder. Oder auch nur einmal. Auch das ist so individuell, wie wir Menschen es sind.

Harper Lee „Wer die Nachtigall stört“

Ich hatte dieses Buch schon lange auf meiner Liste. So oft hörte oder las ich irgendwo ein Zitat aus diesem Roman oder nahm jemand Bezug zu dieser Geschichte.
„Wer die Nachtigall stört“ ist ein wundervoller Roman über die dreißiger Jahre in einem kleinen Städtchen in den Südstaaten der USA. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht eines achtjährigen Mädchens, Jean Louise Finch, genannt Scout. Sie lebt mit ihrem vier Jahre älteren Bruder Jeremy, genannt Jem, ihrem Vater, Atticus Finch und einer schwarzen Haushälterin, Calpurnia, in Maycomb. Ihre Mutter ist verstorben, als Scout noch so klein war, dass sie meint, sich nicht mehr an sie erinnern zu können.
Atticus Finch arbeitet als Anwalt und wird eines Tages als Pflichtverteidiger für einen Schwarzen berufen, der angeblich eine Weiße vergewaltigt haben soll. Der Prozess wird öffentlich abgehalten und der gesamte Ort, auch die Kinder wohnen ihm bei.
Die kleine Scout stellt viele Fragen und ihr Vater Atticus beantwortet sie geduldig und ehrlich. Er vermittelt seinen Kindern ein differenziertes Menschenbild und erinnert sie stets daran, sich ihre Menschlichkeit zu bewahren sowie jedem Menschen, egal welcher Hautfarbe, freundlich zu begegnen.

Freitag, 9. Oktober 2015

Charlotte Link „Das Haus der Schwestern“

Charlotte Link eben. Verwebt wunderbar und spannungsreich Vergangenheit und Gegenwart.
In diesem Fall: ein deutsches Ehepaar, Barbara und Ralph Amberg. Beide Juristen. Sie erfolgreiche Strafverteidigerin, er Anwalt in einer renommierten Frankfurter Kanzlei. In ihrer Ehe kriselt es und Barbara hofft, mit dieser Reise über Weihnachten 1996 in ein altes Haus in den Weiten und der Einsamkeit Yorkshires, ihre Ehe vielleicht retten zu können. Nur Ralph und sie. Keine Verwandten. Keine vorhersehbaren Abläufe. Keine Ablenkungen. Und Zeit. Vor allem Zeit.
Barbara findet im Schuppen des Hauses durch Zufall ein Manuskript. Die Lebensgeschichte der Frances Gray.
Eingeschlossen von Schnee, der plötzlich in Massen fällt, liest Barbara die vierhundert Seiten, in denen Frances Gray ihr Leben erzählt. Sie schildert ihre Zeit als Suffragette zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, beschreibt das schwierige Verhältnis zu ihrer Schwester und die Wirren des Zweiten Weltkrieges.

Sonntag, 4. Oktober 2015

Jojo Moyes „Die Tage in Paris“ und „Ein Bild von dir“

„Die Tage in Paris“ ist ein kleines Buch, in dem Jojo Moyes die Vorgeschichte zu „Ein Bild von dir“ erzählt. Man muss es nicht lesen, um den Roman zu verstehen, aber es ist eine gute Einstimmung dazu. Darin beschreibt Jojo Moyes die Tage in Paris, die zwei Frauen mit ihren Männern verleben. Glückliche Tage zweier verliebter Frauen in ganz unterschiedlichen Zeiten und mit ebenso unterschiedlichen und doch auch ähnlichen Beziehungsproblemen. Die eine ist die Frau eines Malers in Paris zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Die andere eine Engländerin, frisch verheiratet mit einem aufstrebenden Architekten.

„Ein Bild von dir“ erzählt dann die Geschichten der beiden Frauen weiter.

Patrick Modiano „Damit du dich im Viertel nicht verirrst“

Ein zurückgezogen lebender Schriftsteller, scheinbar in einer Sinnkrise. „In Zeiten von Katastrophen oder geistiger Not gab es keinen anderen Ausweg, man musste sich einen Fixpunkt suchen, um das Gleichgewicht zu halten und nicht über Bord zu gehen. Der Blick bleibt an einem Grashalm hängen, an einem Baum, den Blütenblättern einer Blume, als würde man sich an eine Rettungsboje klammern.“ So erklärt der Protagonist Daragane seine Beziehung zu der Weißbuche vor seinem Fenster. Welche Katastrophe ihn ereilt hat, erfährt man nicht. Man kann es nur erahnen.
Daragane wird von einem zwielichtigen Typen mit Geschehnissen konfrontiert, deren Teil er offensichtlich als Kind vor vierzig Jahren war. Auch über diese Geschehnisse erfährt man nichts genaues. Daragane scheint sich nicht erinnern zu können oder zu wollen.

Sonntag, 23. August 2015

Stefan Krücken „Unverkäuflich“

Der Untertitel „Schulabbrecher, Fußballprofi, Weltunternehmer- die völlig verrückte Geschichte von Bobby Dekeyser“ sagt schon das Wesentliche über dieses Buch. Ich habe es gekauft, weil der Mann auf dem Cover, Bobby Dekeyser, unglaublich sympathisch lächelt. Und weil sein linkes Auge verrutscht ist. Das erinnerte mich an meinen Großvater, den ich nur von einem Bild kenne, das im Schlafzimmer meiner Oma hängt. Auf diesem Bild ist bei meinem Großvater ebenfalls ein Auge verrutscht, was mich als Kind immer fasziniert hat.

Franz- Olivier Giesbert „Ein Diktator zum Dessert“

Die hundertfünfjährige Rose schreibt ihre Memoiren. Sie fühlt sich jetzt alt genug dafür, sagt sie. Das Buch erinnerte mich vom Ansatz her ein wenig an den Roman von Jonas Jonasson „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“. Auch bei Giesbert geht es um das „Jahrhundert der Mörder“, das zwanzigste Jahrhundert mit seinen beiden Weltkriegen, den Völkermorden und der Massenvernichtung der Juden. Auch in diesem Buch begegnet die Protagonisten einigen der Mächtigen. Im Gegensatz zum „Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg“ und eher wie ein Ball von Ereignis zu Ereignis rollt und durch seine Naivität angeblich die Weltgeschichte beeinflusst, geht die Protagonistin bei Giesbert sehr zielgerichtet vor.

Samstag, 22. August 2015

Lori Nelson Spielman „Morgen kommt ein neuer Himmel“

Elisabeth Bohlinger baut ein Kosmetikunternehmen auf. Sie hat zwei Söhne, Jay und Joad und eine Tochter, Brett. Zu allen hat sie ein gutes Verhältnis, aber das zu ihrem jüngsten Kind, zu ihrer Tochter, ist besonders nah. Wenn Brett Kummer hat, dann tröstet die Mutter sie und ermuntert sie stets mit den abschließenden Worten: „Morgen kommt ein neuer Himmel“. (Meine Mutter sagte in solchen Momenten immer: "Morgen ist ein neuer Tag". So lautet übrigens auch der Buchtitel in französischer Sprache: "Demain est un autre jour". Keine Ahnung, warum der deutsche Verlag, der das Buch herausbrachte, diese für Deutsche so ungeläufige Redewendung vom "neuen Himmel" verwandte)
Als Elisabeth Bohlinger nach kurzer, schwerer Krebserkrankung stirbt, geht Brett davon aus, dass nun sie das Unternehmen leiten wird. Bei der Eröffnung des Testaments erhält sie jedoch stattdessen ein Liste mit Lebenszielen, die sie selbst als Vierzehnjährige einmal geschrieben hat. 

Lori Nelson Spielman „Nur einen Horizont entfernt“

Die Fernsehmoderatorin Hannah Farr hat gerade schlechte Quoten mit ihrer Morgensendung und passenderweise taucht zu dieser Zeit im Sender eine zehn Jahre jüngere Konkurrentin auf. Aber das genügt natürlich noch nicht.
Wie auch schon in „Morgen kommt ein neuer Himmel“ legt Lori Nelson Spielman ihrer vierunddreißigjährigen Protagonistin so viele Stolpersteine in den gerade noch ebenen Weg, dass sie gezwungen ist, über ihr Leben, ihre Ziele und Werte ernsthaft nachzudenken und sie schließlich zu verändern.

Donnerstag, 13. August 2015

Annette Dutton „Das geheime Versprechen“

In diesem Buch behandelt Annette Dutton verschiedene Themen: 
- Verschickung jüdischer Kinder 1938/ 39 aus Deutschland nach England, 
- die Situation für die Menschen in England während des zweiten
  Weltkrieges, 
- aber auch die Verschickung englischer Kinder nach Australien. 
- Darüber hinaus geht es auch um die Aktionen der 1944 gegründeten 
  Jüdischen Brigade, in der Juden aus Palästina für die Britische Armee 
  gegen Deutschland kämpften. Angehörige dieser jüdischen Brigade übten 
  nach 1945 über viele Jahre auch Rache an Nazi- Verbrechern.

Der Titel des Buches bezieht sich vor allem auf das Versprechen, das die 14jährige Leah bei der Ankunft in England einem mitreisenden Jungen ihres Alters macht. Sie ist eine Privilegierte auf dieser Reise. Ihre Eltern konnten bereits vor Leahs Abreise eine Familie in England finden, die ihre Tochter aufnehmen würde. Nicht so Michael. Er gehört zu denen, die darauf hoffen müssen, eine Familie zu finden nach ihrer Ankunft. Michael nimmt Leah das Versprechen ab, dass sie versuchen würde, ihre Pflegeeltern dazu zu bewegen, nicht nur Leahs sondern auch Michaels Eltern nach England zu holen. Über diesen Pakt, dieses geheime Versprechen, das sie ihm gibt, soll niemand etwas erfahren.

Nach der Lektüre des Buches dachte ich: es gibt noch mehr als nur dieses klar benannte „geheime Versprechen“. Die Verschickung selbst wirkt aus meiner Sicht schon wie ein Versprechen: Ihr werdet leben! Dass dieses Leben oft mit extremen Belastungen, mit physischem, emotionalem und sexuellem Missbrauch verbunden war, ahnte bei der Abreise niemand. Dass viele jüdische Kinder in England nach Ausbruch des zweiten Weltkrieges vor allem als Deutsche und damit als Feinde angesehen wurden, hätte sich ebenfalls niemand vorstellen können oder wollen.

Freitag, 7. August 2015

Lucinda Riley „Die sieben Schwestern“

Als ich das Buch kaufte, dachte ich: wie schön, ein neuer Roman von Lucinda Riley, von der ich bereits fast alle anderen Bücher gelesen hatte. Immer geht es um die Liebe, immer verwebt sie dabei Vergangenheit und Gegenwart miteinander, immer ist es spannend und berührend. 
So auch in diesem Buch, in dem sich eine junge Frau, Maia, auf der Suche nach ihren Wurzeln in Brasilien verliebt. Neben dieser Liebesgeschichte verfolgt der Leser auch noch eine aus den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, erfährt er Details über die Errichtung des Christo hoch über Rio und über das Leben des französischen Bildhauers Landowski, der zusammen mit dem Architekten des Christo, Da Silva Costa,  daran arbeitete. 
Lucinda Riley beschäftigt sich in diesem Buch außerdem mit dem Thema Adoption. Maia ist ein Adoptivkind. Der Mann, den Maia, seine erste Adoptivtochter, irgendwann Pa Salt "tauft", bringt im Laufe der Jahre insgesamt sechs Mädchen stets fast unmittelbar nach deren Geburt zu Marina auf eine Insel im Genfer See, auf der sich ein großes Anwesen befindet. Marina ist nicht Pa Salts Frau. Sie ist offensichtlich "nur" die Frau, die er für die Mädchen als soziale Mutter ausgesucht hat. 
Dieser Roman von Lucinda Riley ist also noch vielschichtiger als schon ihre bisherigen Bücher und war darum für mich sehr lesenswert.
Dennoch war ich am Ende unzufrieden: Es blieben noch so viele Fragen offen und ich verstand nicht, warum die Autorin sie nicht beantwortete, wie ich das sonst von ihren Büchern gewohnt bin. Erst beim Lesen der Danksagung wurde mir bewusst, dass dieser Roman der erste einer siebenteiligen Reihe ist und ich also erst nach und nach und wenn ich alle Bücher gelesen habe, mir diese Fragen werde beantworten können:

Samstag, 1. August 2015

Hanni Münzer „Honigtod“

Den Titel „Honigtod“ fand ich eigenartig. Hanni Münzer erklärt ihn in ihrem Nachwort zum Roman so (Zitat):
„Ich wählte ihn, weil aus Honig der Trank der Götter bereitet wird: Met. Met(h) ist das hebräische Wort für ‚tot‘. Auch ist das Schicksal der Bienen eng mit dem des Menschen verknüpft. ‚Wenn die Biene stirbt, hat der Mensch noch vier Jahre zu leben.‘ Der Satz stammt von einem sehr weisen Menschen: Albert Einstein.“
Nun ja… so wirklich hat mir diese Erklärung auch nicht weitergeholfen, aber vielleicht gelingt mir ja, es zu verstehen, wenn ich beschreibe, worum es in dem Buch geht:

Montag, 27. Juli 2015

Lucinda Riley „Der Engelsbaum“

Der Engelsbaum taucht in diesem Roman im Grunde nur ein einziges Mal auf. Er wird am Grab eines kleinen Jungen gepflanzt und von seiner Zwillingsschwester „Engelsbaum“ genannt. Sie glaubt, ihren Bruder in den Zweigen des Baumes zu sehen. Es scheint für die Dreijährige ein Trost zu sein, zu wissen, dass ihr geliebter Bruder noch da ist, wenn auch nicht mehr so wie zuvor.
Zunächst verstand ich nicht, warum Lucinda Riley das Buch nach diesem Baum benannt hat, aber im Laufe der Geschichte wird der Zusammenhang deutlich, zunächst subtil, dann immer offensichtlicher, bis es einem mit voller Dramatik klar wird. Würde ich das hier erklären, nähme ich die Spannung des Buches vorweg, weshalb diese Andeutungen genügen müssen.
Das Buch erzählt die Lebensgeschichte jenes kleinen Mädchens, Cheska, seiner Mutter Greta und deren Freund aus jungen Jahren, David. David und Greta lernen sich in einem Varieté- Theater in London am Ende des zweiten Weltkrieges kennen. Sie mögen einander und David hilft Greta ein Leben lang immer wieder in schwierigen Situationen. Er begleitet und unterstützt sie auch zuverlässig, als sie aufgrund eines Unfalls das Gedächtnis verliert. Vierzig Jahre lang ist er ihr bester Freund…

Dienstag, 21. Juli 2015

Stefanie Lam „Das Haus der Lügen“

Ein altes Haus an der englischen Küste, das langsam verfällt. Nur an wenigen Stellen sieht man noch Reste des alten Glanzes, in dem es einst stand, wie z.B. an dem Buntglasfenster über der Eingangstür, das den Namen des Hauses im Art- Déco- Stil auch heute noch präsentiert: Castaway- House. Der Sommer ist vorbei, die Saison beendet. Das Wetter so trostlos wie die Aussicht auf die langen einsamen Monate, die vor den Menschen in diesem Küstenort nun liegen.
Rosie Churchill, eine junge Frau, teilt sich im Jahre 1965 in jenem alten Haus ein Appartement mit zwei anderen jungen Frauen. Sie hat die Schule abgebrochen und ist zu Hause ausgezogen. Nun versucht sie, sich mit Aushilfsjobs über Wasser zu halten. Ein alter Mann taucht auf, dessen Rosie sich annimmt. Er leidet unter Amnesie, behauptet aber, dass er in diesem Haus vor vielen Jahren schon einmal war. Rosie, die unter einem Fensterbrett eine eingeritzte Nachricht fand und manchmal Geräusche in dem Haus hört, die sie nicht zuordnen kann, begibt sich immer stärker auf die Suche nach dem, was vor vielen Jahren in diesem Haus geschehen sein muss.

Einundvierzig Jahre zuvor, 1924, allerdings zu Beginn des Sommers, war im selben Haus ein junger Mann mit Namen Robert Carver zu Gast bei seinem Cousin Alec und dessen Frau Clara, denen das Haus gehörte. Damals war das Haus noch herrschaftlich, war es noch nicht in Appartements unterteilt, gab es Dienstboten, Empfänge uvam.

Dienstagnacht

Ich habe sooo viel gelesen in den letzten Monaten... leider fehlte mir die Zeit oder die Muße, darüber zu schreiben. Nun endlich geht es los. Gerade habe ich einen Beitrag über Nina Georges "Lavendelzimmer" verfasst und eingestellt (mein neues Lieblingsbuch ;)) Später am Tage mache ich dann weiter mit dem Stapel, der da gelesen auf seine Empfehlung oder Kritik wartet...

Sehr freuen würde es mich, wenn die Leser meines Blogs, sich selbst zu Wort melden würden:

- Regen meine Beiträge euch zum Lesen an?
- Helfen sie vielleicht, ein Buch als Geschenk (Dafür nutze ich selbst mein Blog oft :)) oder als Lektüre auszuwählen?
- Habt ihr beim Lesen ähnlich empfunden wie ich oder ganz anders?

Eine gute Nacht und einen fröhlichen Dienstag wünscht euch

Catherine, die Eule oder auch Bücherfischerin genannt ;)


Nina George „Das Lavendelzimmer“

Es passt zu mir, dass ich das Buch fand, nachdem es die Spiegel- Bestseller- Liste bereits verlassen hatte.(Es gibt einfach zuuuu viele Bücher, die mich interessieren/ die ich noch lesen möchte... da geht mein Blick selten auf die Bestsellerliste) Zwei Jahre stand es dort- jetzt habe ich es gefunden- oder es mich ;) 

Und ich liebe es! Ja, ich spreche nicht in der Vergangenheit, weil ich es wohl immer wieder zur Hand nehmen werde. Es steckt so viel Leben darin, so viel Weisheit… und es bestärkte mich in meiner Liebe zu Büchern/ zum Lesen... so oft dachte ich: Ja! Genau! So sehe ich das auch! Oder : Sooo schön! 

z.B. (Zitate) "Im Süden lauscht man dem Meer, um zu begreifen, dass sich Lachen und Weinen genau gleich anhören und die Seele manchmal weinen muss, um glücklich zu sein." 

oder auch: 

"Er nennt Bücher Freiheiten. Und Heimaten, das seien sie auch. Sie bewahren all die guten Wörter auf, die wir so selten benutzen. Milde. Güte. Widerspruch. Nachsicht."

Doch nun ein paar Worte zum Inhalt:
Ein Mann, Monsieur Perdu (soooo passender Name Jperdu heißt auf deutsch: verloren), trauert 20 Jahre lang seiner großen Liebe nach. Er verrammelt das Zimmer, in dem er sie besonders intensiv lebte und betritt es erst wieder, als eine Frau in das Mietshaus zieht, in dem er wohnt. Sie besitzt nichts und er gibt ihr den Tisch, der in jenem verrammelten Zimmer mit den lavendelfarbenen Wänden 20 Jahre lang ungenutzt stand.

Er ist ein netter Mensch, einer, der die Menschen kennt, obwohl er sie oft meidet. Aber er hört ihnen zu, den Menschen. Nach der Maxime: „Schweigend zuhören war die Basis für die Grundvermessung der Seele.“ (Zitat S. 43). Monsieur Perdu lebt spartanisch in einer ebenso eingerichteten Wohnung. 
20 Jahre lang. Seine Passion sind die Bücher und was sie mit den Menschen machen können, was das Lesen der Geschichten in Menschen auslösen, verschütten, aufwühlen, zerstören, beleben… kann. Er hat einen alten Lastkahn zu einer Buchhandlung umgebaut, der er den Namen „Die literarische Apotheke“ verlieh. Er verkauft nicht jedes Buch an jede Person. Manchmal verweigert er den Verkauf, nicht ohne die Weigerung zu begründen, nicht ohne eine literarische Alternative zu empfehlen, die seiner Meinung nach die bessere „Arznei“ für die Seele jenes Menschen zwischen seinen Regalen wäre.

Dienstag, 9. Juni 2015

Jan- Philipp Sendker „Herzenhören“ und „Herzenstimmen“

Ich bekam das erste der beiden Bücher letztens geschenkt. „Herzenhören“ das klang für mich sehr esoterisch. Ein bisschen ist es das auch. Jedoch hat mich die Geschichte und die Sprache, in der Jan- Philipp Sendker sie verfasst hat, in ihren Bann gezogen.
Eine junge Frau, Julia Win aus New York, geht auf die Suche nach ihrem Vater. Er verschwand nach dem Tag ihres College- Abschlusses. Als hätte er nur darauf gewartet, dass sie auf eigenen Füßen steht. Vier Jahre sind seit seinem Verschwinden vergangen. Sie hat sich damit arrangiert, hat sich als Anwältin etabliert, aber die Gedanken an ihren Vater kehren immer wieder.
Als ihre Mutter ihr einige persönliche Dinge ihres Vaters zukommen lässt, entdeckt sie darunter einen Liebesbrief, den er vierzig Jahre zuvor an eine Frau in Birma schrieb… und sie entschließt sich, diese Frau zu suchen, in der Hoffnung dort auch ihren Vater zu finden.

Montag, 25. Mai 2015

Dörte Hansen „Altes Land“

Auch dieses Buch erzählt davon, wie die Vergangenheit in den Menschen bis in die Gegenwart hinein wirkt, wie sie das Verhalten jedes Familienmitgliedes beeinflusst, auch desjenigen, das diese Vergangenheit gar nicht erlebte.

J. Courtney Sullivan „Sommer in Maine“

Alice, Kathleen, Ann- Marie, Maggie. Mutter, Tochter, Schwiegertochter und Enkelin erzählen von ihrem Leben in dieser Familie, der Familie Kelleher.

Es ist wie das Leben in allen Familien. Es hat glückliche Zeiten und Zeiten der Trauer. Es hat liebevolle Momente, die einen in der Erinnerung daran immer wieder lächeln lassen. Und wie in allen Familien fügen auch in dieser die einzelnen Personen einander Verletzungen zu, die Narben fürs Leben hinterlassen.

Freitag, 22. Mai 2015

Taije Selasi „Diese Dinge geschehen nicht einfach so“

„Kweku stirbt barfuß, an einem Sonntag vor Sonnenaufgang, seine Hausschuhe kauern an der Tür zum Schlafzimmer, wie Hunde.“

So beginnt Taije Selasis Roman über eine Familie. Der Vater, Kweku ist Ghanaer, die Mutter, Fola, ist Nigerianerin. Sie lernen sich in Amerika kennen und lieben. Sie haben zusammen vier Kinder, die nicht viel wissen über die Wurzeln, die Geschichte ihrer Eltern… bis der Vater stirbt. Plötzlich. Unerwartet. So ist das mit dem Tod. Er kündigt sich nicht immer an.

Dienstag, 7. April 2015

Ken Follett „Die Nadel“

Es geht um das Täuschungsmanöver der Briten gegenüber den Deutschen in Vorbereitung auf den D- Day. Die Deutschen sahen auf Luftaufnahmen ein riesiges Militärgelände in Südostengland, das auf eine Landung der Alliierten in Pas de Calais hinwies. Doch war dies nur eine Farce, Bühnendekoration. Keines der Gebäude beherbergte Truppenverbände, nur ein paar wenige Soldaten die das Gelände bewachten, hielten sich dort auf. Kein Schiff, kein Fahrzeug war echt bzw. kampftüchtig.  
Ken Follett entwirft in seinem Roman die Idee, dass es einem  einzigen, nicht vom MI5 gefassten, deutschen Spion gelingt, dieses Täuschungsmanöver zu enttarnen.

Gillian Flynn „Cry Baby- Scharfe Schnitte“

Dieser Roman von Gillian Flynn erschien im Original bereits 2006 und war ihr Erstlingswerk. Auch dies ein Krimi.
Camille, eine Journalistin, wird von ihrem Boss in ihre Heimatstadt geschickt, um über die Ermittlungen zu einer Mordserie an kleinen Mädchen zu berichten. Camille war lange nicht zu Hause und das hatte gute Gründe. Diese Dienstreise wird für sie zu einer Reise in ihre Vergangenheit.
Das Ausmaß dessen, was Camille in diesen Tagen der Ermittlungen über ihre Vergangenheit und über die Gegenwart ihrer Mutter und ihrer jüngeren Halbschwester erfährt, ahnt sie zu Beginn nicht einmal im Ansatz.
Ähnlich wie bei Gillian Flynns Bestseller von 2012, „Gone Girl“, taumelte ich von einem Entsetzen zum Nächsten… bis zum Schluss gibt es immer noch eine neue schreckliche Wendung.

Gillian Flynn „Dark Places- Gefährliche Erinnerung“

Eine Mutter mit vier Kindern, allein auf einer Farm. Und die Mutter hat alle Probleme, die sie nur haben kann als alleinerziehende Mutter und Farmbesitzerin. Sie hat kein Geld, die Farm, die sie von ihren Eltern übernahm, geht den Bach runter, der Sohn ist fünfzehn, in einem schwierigen Alter also und fühlt sich von den Satanisten angezogen, verschließt sich vor ihr… sie ist verzweifelt… Eines Nachts stirbt sie zusammen mit zweien ihrer Töchter einen schrecklichen Tod. Als wäre das nicht schlimm genug, wird ihr Sohn als Hauptverdächtiger verhaftet und zu lebenslanger Haft verurteilt. Nun gut, das erlebt die Mutter ja nicht mehr. Aber Libby, das jüngste Kind, ihr drittes Mädchen. Ihr gelang es in jener Schreckensnacht zu fliehen. Anschließend wird sie im Verwandtenkreis herumgereicht, weil sie trotz Therapie diese Nacht nicht verarbeiten kann und, wie Gillian Flynn sie selbst gleich zu Beginn des Buches sagen lässt, einfach ein schreckliches Kind ist.

Montag, 30. März 2015

Ken Follett „Die Säulen der Erde“ und „Die Tore der Welt“

Diese Mittelalterromane von Ken Follett schildern eindrucksvoll die unglaubliche Armut, den Hunger, den Kampf ums Überleben des einfachen Menschen aus dem Volk. Die Gedanken, die sich die Erbauer der großen Kathedralen machten, der Idealismus und Enthusiasmus, der ihre Arbeit vorantrieb, ist so lebensnah beschrieben, wie die Gewalt, die Grausamkeit und das Spiel von Macht und Intrigen, das zu dieser Zeit das Leben der Menschen bestimmte.
Auch in diesen Büchern gelingt es Ken Follett wieder, den Leser in seinen Bann zu ziehen, indem er historische Ereignisse mit den Schicksalen einzelner Menschen verwebt.
Das Leben des einfachen Menschen hing in jener Zeit so sehr von den Mächtigen ab, dass es mich oft unglaublich aufregte. Diese völlige Hilflosigkeit gegenüber der Willkür des Lehnsherrn, die Rücksichtslosigkeit und Gewalt, der die Menschen ausgesetzt waren und die sie sich gegenseitig antaten, erschütterte mich zutiefst, auch wenn ich natürlich davon gehört hatte. Darüber aber zu lesen in einem Roman, mit dessen Figuren ich fühlte, stellte eine Erfahrung von Geschichte dar, wie sie ein noch so guter Geschichtsunterricht wohl kaum vermitteln kann.
Deutlich wird in diesen beiden Romanen aber auch, wie viel Macht das Volk hat und wie viel sich zum Guten wenden kann, wenn sich Menschen, die sich ihre Menschlichkeit bewahrt haben, zusammenschließen und klug und entschlossen handeln.

Donnerstag, 26. März 2015

Jojo Moyes „Weit weg und ganz nah“

Klar liebe ich es, wenn eine Geschichte gut ausgeht, wenn die Hauptfigur letztlich glücklich wird, wenn ihr alles gelingt nach vielen Schwierigkeiten… aber hier hat Jojo Moyes es für mein Gefühl ein bisschen übertrieben.

Jess ist eine junge Mutter, die allein mit ihren zwei Kindern und einem riesigen Hund namens Norman in einem abbruchreifen Haus lebt. Den Sohn Nicky hat ihr Mann aus erster Ehe mitgebracht. Er ist ein Teenie, hat vielleicht sowieso autistische Züge und entsprechende Schwierigkeiten mit sich und seiner Umwelt. Die Tochter Tanzie ist ein mathematisches Genie. Der Vater ist verschwunden und hat ihr nur seinen Sohn aus erster Ehe, einen kaputten Rolls Roys und jede Menge Schulden dagelassen. Natürlich zahlt er nicht für die Kinder, ist unzuverlässig und am liebsten unsichtbar. Jess putzt in einer Nobelsiedlung, kellnert in einer Bar und ist eine liebe- und verständnisvolle Mutter.

Ed, der Mann, der sie rettet, hat natürlich auch immense Probleme.

Montag, 2. Februar 2015

Jojo Moyes „Eine Handvoll Worte“

Ein lebensbejahendes Buch. Eine Geschichte über die Liebe im Allgemeinen und im Besonderen, in ihren verschiedenen Spielarten, eingebettet in die Recherche zu einem Artikel über letzte Liebesbriefe.

Sonntag, 1. Februar 2015

Patrick Modiano „Im Café der verlorenen Jugend“

Paris zu Beginn der sechziger Jahre. Ein Café namens Condé. Eine Gruppe Bohémiens. Louki, die auch Jaqueline heißt. Der Mann mit der Wildlederjacke, der sich Roland nennt. Neutrale Zonen. Schwarze Löcher. Eine Straße mit Wohnungen für Verschollene. Eine Frau, die Totenkopf genannt wird…

Samstag, 31. Januar 2015

Ken Follett Trilogie des 20. Jahrhunderts „Sturz der Titanen“, „Winter der Welt“, „Kinder der Freiheit“

Ken Folletts erster erfolgreicher Roman „Die Nadel“ wurde bereits 1978 veröffentlicht. In den neunziger Jahren lasen viele Mitglieder meiner Familie begeistert seine Romane. Ich dagegen entdeckte diesen Autor erst im Herbst 2014 für mich, als ich das erste Buch der Trilogie des 20. Jahrhunderts las. Nicht, dass ich damals schon gewusst hätte, dass es der erste Band einer Trilogie ist. Nein! Ich hatte gerade nichts weiter zu lesen und dachte mir: Schau mal, vielleicht interessiert es dich ja…
Und das tat es! Ich verschlang das Buch!